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o. Foto Bundeswehr Helikopter Ordensburg Sonthofen 1957 Auction number: 0006634829 
End of auction: 04/28/24  at  10:53 AM a o clock    4 d. 19 h. 2 min. 0 sec.  
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DESCRIPTION

Landung eines Helikopters Bell 47 im Hof der Ordensburg Sonthofen (Generaloberst-Beck-Kaserne).

 

100% Original-Fotoabzug aus dem Jahr 1957.

Auf Agfa-Brovira-Fotopapier.

 

Aus dem Nachlaß des Heeres-Sportlehrers Wolfgang R. aus Biedenkopf (Hessen), geb. 25. April 1910.

 

Auf der Rückseite handschriftlich beschriftet und datiert.

 

Größe: 103 x 73 mm.

 

Mit geringen Alterungs- und Gebrauchsspuren, auf der Rückseite mit Kleberesten, sonst sehr guter Zustand.

 

Hervorragende Bild-Qualität – extrem selten!!!

 

100%-Echtheitsgarantie – kein späterer Abzug, kein Repro, kein Nachdruck!!!

Besichtigung jederzeit möglich.

 

100% guarantee of authenticity - not a later print, not a reproduction, not a reprint!

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Aus großem Bildarchiv, weitere Angebote in meinen anderen Angeboten!!!

 

Out of a large archiv, more interesting items in my other offers!!!

 

 

Das Angebot wird als Sammlerstück verkauft  - Urheberrechte sind im Kauf ausdrücklich NICHT enthalten!!!

 

This offer is sold as a collector's item only and no copyrights are being sold here.

 

 

Weitere historische Original-Fotografien finden Sie in meinem ebay-shop!!!

 

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Verkaufs- und Lieferungsbedingungen
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100% Originalitätsgarantie auf alle angebotenen Gegenstände. Reproduktionen, sofern angeboten, werden von mir als solche unmißverständlich benannt.

Bücher und Alben sind, wenn nicht ausdrücklich erwähnt, nicht auf Vollständigkeit geprüft. Normale Alters- und Gebrauchsspuren, Unterstreichungen usw. werden nicht erwähnt, sind aber im Preis berücksichtigt.

 

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Historische Informationen zum Artikel:

 

Generaloberst-Beck-Kaserne

Nach Kriegsende kam das westliche Allgäu zunächst unter französische Besatzung, deren Armeeführung die Burg übernahm. Ab Februar 1947 richteten die US-Streitkräfte dort die zentrale Schulungsstätte der Spezialeinheit US Constabulary ein. 1956 ging die Burg in den Besitz der neu gegründeten Bundeswehr über und wurde nach dem Widerstandskämpfer und ehemaligen Chef des Generalstabs des Heeres, Generaloberst Ludwig Beck, benannt. Unter anderem befand sich von 1964 bis 1972 die Heeresunteroffizierschule I (HUS I) in der Generaloberst-Beck-Kaserne.

Die Generaloberst-Beck-Kaserne, von den hier stationierten Soldaten und den Einheimischen schlicht die Burg genannt, diente bis Juli 2009 der Aus- und Fortbildung, etwa in der Schule für Feldjäger und Stabsdienst der Bundeswehr oder in der Sportschule der Bundeswehr, Außenstelle Sonthofen.

Die Schule für Feldjäger und Stabsdienst der Bundeswehr wurde Mitte 2009 an den Standort Hannover in die Emmich-Cambrai-Kaserne verlegt. Nach Überlegungen des Bundesverteidigungsministeriums, die Burg aufzugeben und für eine zivile Nutzung zu veräußern, gab Staatssekretär Christian Schmidt am 18. April 2008 in einer Pressekonferenz bekannt, dass sie weiterhin von der Bundeswehr genutzt wird.

Im Rahmen der 2010 beschlossenen grundlegenden Bundeswehrreform sah das Stationierungskonzept 2011 vor, den Standort Sonthofen von 1120 Dienstposten (Stand: 26. Oktober 2011) auf 590 zu verkleinern. Die Grünten- und Jägerkaserne im Stadtgebiet wurden aufgegeben, die ABC- und Selbstschutzschule wurde bereits aus der Jägerkaserne nach der Grundsanierung der Generaloberst-Beck-Kaserne in diese verlegt. Weiterhin befindet sich hier das „Zentrum Brandschutz der Bundeswehr“, das vom Fliegerhorst Faßberg hierher verlegt wurde.

Für die Grundsanierung, Umstrukturierung und Erweiterung des Kasernengeländes war bereits 2008 ein Verhandlungsverfahren durchgeführt worden, bei dem das Stuttgarter Büro Wulf Architekten den Zuschlag bekam. Die Gesamtbaukosten wurden (Stand: 1. April 2009) auf rund 100 Mio. Euro veranschlagt. Die gesamten Baumaßnahmen werden voraussichtlich Ende 2018 abgeschlossen sein. Die Grundsteinlegung für den Umbau und die Erweiterung der Kaserne erfolgte am 3. Mai 2016.

Gerüchte über weitreichende Tunnelsysteme unterhalb der Kaserne entsprechen nicht der Realität. Es existiert nur ein Tunnel zu einem heute leer stehenden Haus unterhalb der Kaserne. Außerdem existieren nicht fertiggestellte Versorgungstunnel und unterirdische Schießanlagen, welche keiner Nutzung unterliegen. Die Ordensburg nutzt, wie seinerzeit bei kompakten Kasernenanlagen üblich, eine Nahwärmeanlage.

Statt tiefgründige Fundamente bis auf tragende Schichten auszuheben, entschied man sich bei der Errichtung einiger Gebäude, das Erdreich bis zu den tragfähigen Lagen abzutragen und mehrere Kellergeschosse zu errichten. Örtliche Hilfsorganisationen (Feuerwehr, THW und Katastrophenschutz) verwenden die heute nicht mehr genutzten Bereiche gelegentlich für Notfallübungen.

Die Burg steht unter Ensembleschutz.

 

 

Die Bell 47 (militärische Bezeichnung Bell H-13 und bei der US Navy bis 1962 Bell HTL und Bell HUL) ist ein leichter zwei- oder dreisitziger Hubschrauber, der von der Bell Aircraft Corporation entwickelt wurde. Er erhielt am 8. März 1946 als erster ziviler Hubschrauber die Flugzulassung in den USA. Seine Varianten waren bis in die 1980er-Jahre und darüber hinaus weltweit anzutreffen. Siehe auch: 1960, 20. Jahrhundert, 60er-Jahre, Aeronautica, Aeronautik, air force, aircraft, Airshow, Antriebstechnik, Armee, Autogyro, Autorotation, Aviatik, Aviation, Bayern, BRD, Bromsilber, Bundesluftwaffe, Bundesrepublik Deutschland, Bundeswehr, D-82256 Fürstenfeldbruck, D-83022 Rosenheim, D-83026 Pang, Deutsche Geschichte, Deutsche Wirtschaftsgeschichte, Deutschland, Drehflügler, Einmannhubschrauber, Einmann-Hubschrauber, Erfindung, Erfindungen, Firmengeschichte, Fliegen, Flieger, Fliegerei, Fliegerwesen, Flugapparat, Fluggerät, Flugmaschine, Flugmaschinen, Flugplatz, Flugschraube, Flugsport, Flugsportverein Rosenheim e.V. Am Flugplatz D-83126 Flintsbach am Inn, Flugtechnik, Flugwehr, Flugwesen, Flugzeug, Flugzeuge, Flugzeugführer, Flugzeugtechnik, Fotografie, Großflugtage in Pang, Gyrokopter, Heer, Heeresfliegertruppe, Helicopter, Helikopter, Historische Bilder, historische Flugzeuge, Hubschrauber, Konstruktion, Kriegstechnik, Lichtbild, Luftfahrt, Luftfahrtgeschichte, Luftfahrzeug, Luftfahrzeuge der Bundeswehr, Luftraum, Luftsport, Luftverkehr, Luftverkehrstechnik, Luftwaffe, Maschinenbau, Mechanik, Militär, Militaria, Militärtechnik, Minihubschrauber, Nachkriegszeit, NATO, Oberbayern, Offizierschule der Luftwaffe, Ortskunde, OSL, photographic image, Photographie, photography, Pilot, Rotor, Rüstung, Schraubenflieger, Sechziger Jahre, Silbergelatineabzug, Silver bromide, silver gelatine print, Soldaten, Stadtgeschichte, Systemtechnik, Technik, Technikgeschichte, Tragschrauber, Triebwerk, Truppe, Verkehrswesen, Vintage Print, Waffen, Waffengattungen, Waffentechnik, Wiederaufbau, Wiederbewaffnung, Wirtschaft, Wirtschaftsgeschichte, Wirtschaftswunder, Zeitgeschehen, Zeitgeschichte,

Geschichte

Die Entwicklung der Bell 47 geht auf das von Arthur M. Young entworfene Modell 30 zurück, dessen Erstflug bereits im Juni 1943 stattfand. Modell 30 war der erste Hubschrauber, der von Bell entwickelt und gebaut worden war. Dieses Baumuster wies bereits die Merkmale der folgenden Typen auf: Der Zweiblattrotor mit zyklischer Blattverstellung und der rechtwinklig zu den Rotorblättern angeordneten Stabilisatorstange sowie die nur teilweise verkleidete Gitterrohrkonstruktion.

Nach dem Erstflug des Prototyps am 8. Dezember 1945 begann die Fertigung der ersten Serienversion 1946. Die Bell 47A war eine Militärversion, die als YR-13 an die US Air Force ging und als HTL-1 bei der US Navy Verwendung fand. Nahezu zeitgleich wurde bereits die 47B produziert, eine Zivilversion des Hubschraubers. Weiterhin wurde mit einer fünfsitzigen Variante experimentiert, der Bell Modell 42, welche aber nicht in Serie ging.

Die erste Ausführung mit dem bekannten Plexiglas-Cockpit (scherzhaft als „Goldfischglas“ bezeichnet) war die Bell 47D. Die D war der erste von Bell in Großserie für militärische Zwecke produzierte Hubschrauber. Bei der US Army bekam diese Ausführung die militärische Bezeichnung H-13B bzw. in einem Fall YH-13C, bei der Marine lief er als HTL-2. Der YH-13C des Heeres war ein Vorserienmuster einer Ambulanzausführung; später sollten einige H-13B zum endgültigen H-13C-Ambulanzhelikopter umgebaut werden. Am 17. September 1952 wurde von einer Bell 47 D-1 (N167B) der bis heute gültige Weltrekord für die weiteste geflogene Distanz (1958,80 km ohne Zwischenlandung) in einem Hubschrauber mit Verbrennungsmotorantrieb, anerkannt vom Internationalen Luftsportverband, aufgestellt.[1] Weitere Versionen folgten. Bei der 47J „Ranger“ war der Rumpf erstmals vollständig verkleidet, die 47G war mit neuem Motor und zusätzlichen Kraftstofftanks zusammen mit ihren Unterversionen das erfolgreichste Exemplar der 47-Modellreihe.

In Europa wurde die Bell 47 sowohl von Agusta (Italien) als auch von Westland (Großbritannien) in Lizenz gebaut. So wurde sie zu einem der am weitesten verbreiteten Hubschrauber der Welt. In der deutschen Bundeswehr flogen bis Mitte der 1970er-Jahre noch insgesamt 45 Stück der Bell 47G-2 „Sioux“ bzw. Agusta/Bell AB 47G-2.

Bei Kawasaki Heavy Industries in Japan wurde die Bell 47 ab 1952 in Lizenz gebaut. Zusätzlich brachte Kawasaki auch einen aus der Bell 47 weiterentwickelten Hubschrauber, die Kawasaki KH-4 auf den Markt.

Versionen

Versionen und Bezeichnungen der Bell 47

Version US-militärische
Kennung Antrieb Bemerkung

Bell 47A YH-13 (vor 1948: YR-13) (US Army)
HTL-1 (US NAVY) n. b. --

Bell 47B keine (Zivilversion) n. b. --

Bell 47B-3 keine (Zivilversion) n. b. --

Bell 47D H-13B und H-13C (US Army)
HTL-2 (US NAVY) n. b. Zulassung am 25. Februar 1948;
Erste „Goldfischglas“-Kabine

Bell 47D-1 OH-13D (vor 1962: H-13D) und OH-13E (ex H-13E) (US Army)
TH-13L (ex HTL-4) (US Navy) n. b. --

Bell 47G OH-13G (ex H-13G) (US Army)
TH-13M (ex HTL-6) (US Navy) Franklin 6V4-200-C32 Boxermotor
mit 147 kW (200 PS) --

Bell 47G-2 OH-13H (ex H-13H) (US Army)
UH-13H (USAF) Lycoming TVO 435
mit 191 kW (260 PS) Wurde u. a. bei der deutschen Bundeswehr eingesetzt

Bell 47G-2A n. b. n. b. --

Bell 47G-2A-1 n. b. n. b. --

Bell 47G-3 n. b. n. b. --

Bell 47G-3B OH-13S (US Army) Lycoming TVO-435
mit 198,5 kW (270 PS) --

Bell 47G-3B-1 TH-13T (US Army) Lycoming TVO-435-25
mit 198,5 kW (270 PS) Hubschrauber zur Instrumentenflugschulung
ausgerüstet mit
ADF-, VOR-, ILS- und MK (Markierungsfunkfeuer)-Geräten

Bell 47G-3B-2 n. b. Lycoming TVO 435 G1A Turboladermotor
mit 206 kW (280 PS) Variante zum Flug in großen Höhen

Bell 47G-3B-2A n. b. n. b. Variante zum Flug in großen Höhen und heißem Klima

Bell 47G-4 n. b. Lycoming VO 540 B1B3
mit 224 kW (305 PS) --

Bell 47G-5 keine (Zivilversion) Lycoming VO 435 B1A
mit 195 kW (265 PS) --

Bell 47G-5A keine (Zivilversion) n. b. Um 30 cm verlängerte Kabine
Sprühhubschrauber für die Landwirtschaft

Bell 47H n. b. n. b. --

Bell 47H-1 keine (Zivilversion) n. b. vollverkleideter Rumpf

Bell 47J UH-13J (ex H-13J) (Army), TH-13N (ex HTL-7), UH-13P (ex HUL-1) und UH-13R (ex HUL-1M) (US Navy), HH-13Q (ex HUL-1G) (US Coast Guard) n. b. vollverkleideter Rumpf
verlängerte Kabine

Bell 47J-2 n. b. Lycoming VO-540-B1B mit 260 PS --

Agusta/Bell 47J-3 keine (europäisches Modell) n. b. U-Boot-Jagdversion der italienischen Marine;
aufgrund konstruktiver Nachteile dazu jedoch nur bedingt geeignet

XH-13F XH-13F Continental-Turbomeca XT51-T-3 Artouste I Experimentalversion der US Army für
Komponenten der Bell 204;
Erster turbinengetriebener Hubschrauber von Bell

 

 

Der Begriff Bundeswehr bezeichnet die Streitkräfte der Bundesrepublik Deutschland, die Bundeswehrverwaltung und die weiteren Organisationsbereiche, die im Geschäftsbereich des Bundesministers der Verteidigung liegen. Minister und Ministerium gehören nach Zuordnung und Personalumfang nicht der Bundeswehr an, sondern sind Teil der Bundesregierung.

Inhaber der Befehls- und Kommandogewalt ist im Frieden der Bundesminister der Verteidigung. Im Verteidigungsfall geht diese Funktion auf den Bundeskanzler über (Art. 115b Grundgesetz). Da der Einsatz bewaffneter Streitkräfte einen Beschluss des Deutschen Bundestages voraussetzt, ist die Bundeswehr eine Parlamentsarmee. Erfordert die Lage unabweisbar ein sofortiges Handeln, kann der Verteidigungsfall als Voraussetzung für den Einsatz der bewaffneten Streitkräfte nach der Sonderregelung des Art. 115a Abs. 2 GG vom Gemeinsamen Ausschuss festgestellt werden. Unter den in Art. 115a Abs. 4 GG bezeichneten engeren Voraussetzungen eines bewaffneten Angriffs auf das Bundesgebiet und nur bei Handlungsunfähigkeit der für die Feststellung des Verteidigungsfalls zuständigen Bundesorgane gilt die Feststellung des Verteidigungsfalls bereits als getroffen. Auf der Grundlage des Art. 35 Abs. 2 und 3 sowie des Art. 87a Abs. 4 GG kann die Bundesregierung unter engen Voraussetzungen („ultima ratio“, „Staatsnotstand als besonders gefährdende Situation des inneren Notstandes“) den Einsatz der Bundeswehr gegen besonders schwere Unglücksfälle, Naturkatastrophen, organisierte und militärisch bewaffnete Aufständische sowie Terrorgefahren beschließen, auch den verhältnismäßigen Einsatz ihrer militärischen Kampfmittel, nicht jedoch etwa gegen demonstrierende Menschenmengen.

Oberster militärischer Berater der Bundesregierung ist der Generalinspekteur der Bundeswehr mit dem Dienstgrad General oder Admiral. Er ist Angehöriger des Bundesministeriums der Verteidigung und truppendienstlicher Vorgesetzter aller Soldaten der Bundeswehr. Er ist den Staatssekretären des Verteidigungsministeriums sowie dem Bundesminister (im Frieden) oder dem Bundeskanzler (im Verteidigungsfall) unterstellt (Primat der Politik).

Die Bundeswehrverwaltung besteht aus der Territorialen Wehrverwaltung und dem Rüstungsbereich. Gemäß Art. 87b GG ist sie eine eigenständige Bundesverwaltung mit eigenem, von den Streitkräften unabhängigen Unterbau und ist für das Personalersatzwesen (mit Ausnahme der Wehrerfassung, welche nach § 15 Abs. 4 WPflG Aufgabe der Meldebehörden der Länder ist) und die unmittelbare Deckung des Rüstungs- und sonstigen Sachbedarfes der Streitkräfte nach den Haushaltsgesetzen des Bundes zuständig. Zudem sind die Bereiche Rechtspflege und Militärseelsorge Teil der Bundeswehr.

Geschichte und Entwicklung

Die Bundeswehr bis 1990

Der ehemalige General Gerhard Graf von Schwerin wurde am 24. Mai 1950 Konrad Adenauers „Berater in technischen Fragen der Sicherheit“ zur geheimen Vorbereitung des Aufbaus westdeutscher Streitkräfte. Am 26. Oktober 1950 berief Konrad Adenauer Theodor Blank zum „Beauftragten des Bundeskanzlers für die mit der Vermehrung der alliierten Truppen zusammenhängenden Fragen“. Dieses „Amt Blank“ wurde zur Keimzelle des späteren Bundesministeriums der Verteidigung. In der Himmeroder Denkschrift vom Oktober 1950 lieferten Fachleute, unter ihnen Wolf von Baudissin, maßgebliche Ideen für die Konzeption und den Aufbau der Bundeswehr. Die sieben in die Bundeswehr übernommenen Offiziere der 15-köpfigen Himmeroder Expertengruppe, die zum Teil höchste Stellungen in der Bundeswehr (Generalsinspekteur, Inspekteure von Teilstreitkräften) und in der NATO (Vorsitzender des Militärausschusses, hohe Kommandeure) erlangten, prägten mit den in Himmerod entwickelten Konzepten die junge Bundeswehr.

Wichtig für den Aufbau neuer Verteidigungskräfte, die zunächst in den teilweise bewaffneten Dienstgruppen vorgehaltenen und ab 16. März 1951 im paramilitärisch organisierten Bundesgrenzschutz (BGS) ausgebildet wurden, war die am 23. Januar 1951 erfolgte Ehrenerklärung für die Soldaten der Wehrmacht durch den damaligen Oberbefehlshaber der NATO-Streitkräfte, Dwight D. Eisenhower gegenüber Bundeskanzler Konrad Adenauer. Dies machte die Wiedereingliederung ehemaliger Wehrmachtsangehöriger erst möglich, da zu diesem Zeitpunkt nur wenige Nachkriegsjahrgänge und so gut wie keine Offiziere und Unteroffiziere zu Verfügung gestanden hätten, die nicht Vordienstzeiten in der Wehrmacht hatten.

Die Gründung der Bundeswehr und die Wiederbewaffnung der Bundesrepublik am 5. Mai 1955 führten zu erheblichen innenpolitischen Auseinandersetzungen, vor allem zwischen SPD und CDU über die Frage, ob es moralisch zu verantworten sei, dass Deutschland nach der Hitler-Diktatur jemals wieder über Streitkräfte verfügen sollte. Am 7. Juni 1955 wurde die Wehrverwaltung gegründet, am 12. November 1955 die ersten 101 Freiwilligen vereidigt.

Der Name „Bundeswehr“ wurde auf Vorschlag des FDP-Bundestagsabgeordneten Hasso von Manteuffel, eines früheren Wehrmachtsgenerals, gewählt und ging auf eine Wortwahl des Abgeordneten Daniel Friedrich Gottlob Teichert in den „Verhandlungen der deutschen verfassunggebenden Reichsversammlung zu Frankfurt am Main“ 1849 zurück.

Am 22. Mai 1956 trat die mit großer Mehrheit beschlossene Wehrverfassung (Ergänzung des Grundgesetzes Art. 87a GG) in Kraft, am 1. April folgte das Gesetz über die Rechtsstellung des Soldaten und am 21. Juli das Wehrpflichtgesetz. Um einen beschleunigten Aufbau der Bundeswehr zu gewährleisten, war bereits am 30. Mai 1956 das 2. Gesetz über den Bundesgrenzschutz in Kraft getreten. Mit diesem Gesetz wurde der Bundesminister für Verteidigung ermächtigt, aus Freiwilligenverbänden des BGS Verbände der Bundeswehr aufzustellen. BGS-Beamte hatten im Zeitraum vom 1. bis 30. Juni 1956 die Möglichkeit, eine Erklärung abzugeben, dass sie im Bundesgrenzschutz verbleiben wollten. Wer dies nicht tat, wurde automatisch zum 1. Juli 1956 in die Bundeswehr überführt. Die ehemaligen BGS-Beamten erhielten dabei den nächsthöheren Dienstgrad und Möglichkeiten einer schnelleren Beförderung. Besonders ehemalige Wehrmachtsangehörige im BGS nutzten dies, da sie im Bundesgrenzschutz bisher oft um drei Dienstgrade niedriger Dienst taten als in der Wehrmacht, bei der Bundeswehr jedoch nach ihrem letzten Rang in der Wehrmacht beurteilt wurden.

Die Anfang November 1956 von der Bundesregierung befohlene Aufstellung von zunächst sieben Divisionen bestand daher in ihrer Masse anfangs aus ehemaligen BGS-Beamten und Freiwilligen, von denen ein Teil in verschiedenen alliierten Dienstgruppen gedient hatte. Ab 1957 kamen dann die ersten Wehrpflichtigen dazu. Der BGS bildete die Grundlage für die 2. 3. und 4. Grenadierdivision, drei Musikkorps und die Führungsebene des Panzeraufklärungsbataillons 5 sowie des Panzerfernmeldebataillons 3. Aus Mangel an Bundeswehruniformen und Unterkünften behielten die ehemaligen Bundesgrenzschutzmänner anfangs ihre bisherige Ausrüstung und blieben in den BGS-Kasernen. Sie mussten lediglich das Abzeichen mit dem Bundesadler vom linken Oberärmel abtrennen.

Bei Gründung der Bundeswehr stammten deren Offiziere und Unteroffiziere fast ausnahmslos aus der Wehrmacht – teilweise auch aus der Waffen-SS. Im Jahre 1959 waren von 14.900 Bundeswehroffizieren 12.360 bereits in der Reichswehr oder Wehrmacht zu Offizieren ernannt worden, 300 Offiziere entstammten der Waffen-SS. Alle Offiziere vom Oberst aufwärts wurden durch den Personalgutachterausschuss überprüft, ein Gremium aus 38 Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, die vom Bundespräsidenten auf Vorschlag der Bundesregierung und nach Bestätigung durch den Bundestag ernannt worden waren. Auf den Vorwurf, alle hohen Offiziere hätten in der Wehrmacht gedient, antwortete Bundeskanzler Adenauer sinngemäß, die NATO nehme ihm keine 18-jährigen Generale ab.

Die Bundeswehr sieht sich ausdrücklich nicht in der Tradition der Wehrmacht, sondern pflegt verstärkt ihre eigenen Traditionen als demokratische Armee aus mündigen Bürgern aus 50 Jahren Bundeswehrgeschichte. Als gültige Tradition werden aber auch Soldaten und Truppenteile vor 1945 betrachtet, sofern sie durch ihr Wirken beispielhaft für Freiheit und Recht eintraten. Als Haupttraditionslinien von vor 1945 gelten die preußischen Reformer zu Beginn des 19. Jahrhunderts und der militärische Widerstand gegen Hitler. Schriftlich fixiert sind die Grundsätze der Traditionspflege in der Bundeswehr im Traditionserlass von 1982.

Wiedervereinigung 1990

Nach der Wiedervereinigung übernahm die Bundeswehr etwa 20.000 Soldaten der Nationalen Volksarmee der DDR. Außerdem wurde ein kleiner Teil des Materials der NVA übernommen und zum Teil bis heute weiter genutzt. Große Mengen der Bewaffnung und Ausstattung wurden hingegen verschrottet, verkauft oder verschenkt, z. B. Panzer an die Türkei und MiG-29-Flugzeuge der NVA-Luftstreitkräfte an Polen. Indonesien kaufte 39 Kriegsschiffe der Volksmarine. Dieser Verkauf von Panzern an die Türkei ist ein häufiger Kritikpunkt, da diese Panzer der Bekämpfung von Minderheiten, wie den Kurden, gedient haben.

Bundeswehrreform und Transformation

Die Bundeswehr musste sich in ihrer Geschichte immer wieder veränderten Bedingungen anpassen. Während des Ost-West-Konflikts war das Bedrohungspotenzial des Warschauer Pakts bestimmend für die Struktur der Bundeswehr. Nach dessen Ende wurde deshalb eine Grundreform der Bundeswehr notwendig. Dabei mussten anfangs die mögliche Restbedrohung aus dem osteuropäischen Raum und sich zunächst nur vage abzeichnende neue Aufgaben miteinander in Einklang gebracht werden. Auch die innenpolitische Diskussion in Deutschland, die sich unter anderem zwischen 1990 und 1994 in der so genannten out-of-area-Debatte niederschlug, stand einer schnellen und gründlichen Reform im Wege. Erst nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 12. Juli 1994 über die Auslandseinsätze der Bundeswehr waren die Voraussetzungen gegeben, die Bundeswehr gezielt auf derartige Aufgaben auszurichten. Es blieb jedoch vornehmlich aus innenpolitischen Gründen zunächst bei einer Veränderung in kleinen Schritten.

Nach dem Regierungswechsel 1998 und den Empfehlungen der Weizsäcker-Kommission wurde der Umbau unter Bundesminister Scharping erheblich beschleunigt. Nicht alle Reformansätze haben sich indes als praktikabel und finanzierbar erwiesen. Der beginnende militärische Kampf gegen den Terror als Reaktion auf die Anschläge des 11. September 2001 hat zu weiteren Überarbeitungen der Reformen geführt.

Inzwischen ist die Erkenntnis erwachsen, dass es nicht mehr möglich ist, einen am Ende der Reform anzustrebenden dauerhaften Sollzustand zu definieren, wie es für frühere Bundeswehrreformen unter den fast statischen Bedingungen des Kalten Krieges typisch war. Eine von manchen erhoffte gründliche Reform, die alle Probleme der Bundeswehr auf einmal behebt, kann es demnach nicht geben. Das neue sicherheitspolitische Umfeld unterliegt schnellen Wandlungen. Diesen Herausforderungen soll nach dem neuen Konzept mit einem kontinuierlichen Anpassungsprozess begegnet werden, der als „Transformation“ bezeichnet wird.

In diesem Prozess soll durch ständige Analyse und Bewertung aller entscheidenden Parameter eine Möglichkeit geschaffen werden, die Einsatzfähigkeit der Bundeswehr in einem sich rasch verändernden Umfeld herzustellen und aufrechtzuerhalten. Das im Jahre 2004 aufgestellte Zentrum für Transformation der Bundeswehr (ZTransfBw) unterstützt das BMVg bei der Transformation der Bundeswehr.

Auftrag, Aufgaben, internationale Einbindung und Einsätze

Auftrag und Aufgaben

Der Bund hat gemäß Art. 87a Abs. 1 Satz 1 GG den Auftrag, Streitkräfte zur Verteidigung aufzustellen („Der Bund stellt Streitkräfte zur Verteidigung auf.“). Die aus diesem Auftrag resultierenden Aufgaben und Aufträge der Bundeswehr sind konzeptionell im Weißbuch niedergeschrieben und unterliegen im selben Ausmaß einem steten Wandel, wie sich die geopolitische Sicherheitslage im Laufe der Zeit ändert.

Während des Ost-West-Konflikts war die Abwehr eines Angriffs aus dem Osten Hauptaufgabe der Bundeswehr. Seit 1990 hat sich ihr Aufgabenspektrum stark verschoben: neben der klassischen Landesverteidigung ist die Teilnahme an Auslandseinsätzen im globalen Rahmen in den Vordergrund getreten. Die Verteidigung der Bundesrepublik Deutschland erfolgt nach den Worten des ehemaligen Verteidigungsministers Peter Struck „nicht mehr nur in Hindelang, sondern auch am Hindukusch“.

Gemäß dem Weißbuch 2006 hat die Bundeswehr den Auftrag,

die außenpolitische Handlungsfähigkeit zu sichern,

einen Beitrag zur Stabilität im europäischen und globalen Rahmen zu leisten,

die nationale Sicherheit und Verteidigung zu gewährleisten,

zur Verteidigung der Verbündeten beizutragen und

die multinationale Zusammenarbeit und Integration zu fördern.

Als Aufgaben sind in der Konzeption der Bundeswehr festgelegt:

Internationale Konfliktverhütung und Krisenbewältigung, einschließlich des Kampfes gegen den internationalen Terrorismus,

Unterstützung von Bündnispartnern,

Schutz Deutschlands und seiner Bürgerinnen und Bürger,

Rettung und Evakuierung,

Partnerschaft und Kooperation,

Hilfeleistungen (Amtshilfe, Naturkatastrophen, besonders schwere Unglücksfälle).

Die Bundeswehr in internationalen Bündnissen und Organisationen

Nach Art. 24 GG kann sich der Bund zur Wahrung des Friedens einem System gegenseitiger kollektiver Sicherheit einordnen und hierbei in die Beschränkungen seiner Hoheitsrechte einwilligen, um eine friedliche und dauerhafte Ordnung in Europa und zwischen den Völkern der Welt herbeizuführen und zu sichern.

NATO

Die Bundesrepublik Deutschland ist am 9. Mai 1955 der NATO beigetreten. Ihre Streitkräfte waren während des Ost-West-Konflikts fest in die Gliederung der NATO eingebunden. Nach 1990 ist diese feste Bindung zwischen Teilen der nationalen Streitkräfte der Verbündeten und bestimmten Gliederungselementen der NATO-Kommandostruktur aufgehoben worden. Gleichwohl bleiben die deutschen Streitkräfte in den Streitkräfteplanungsprozess der NATO eingebunden. Die Anzeige von Kräften an die NATO ist eine Selbstbindung, die NATO kann die Nationen nicht zwingen, bestimmte Kräfte zu unterhalten. Als Beitrag zur NATO Response Force ist die Bundeswehr darauf eingestellt, jederzeit bis zu 5000 Soldaten in hoher Bereitschaft zu halten.

Mit dem Bündnisfall regelt der NATO-Vertrag im Art. 5 in Verbindung mit Art. 115a GG eine weitere Einsatzmöglichkeit der Bundeswehr. Die Bundeswehr kann auch eingesetzt werden, wenn ein NATO-Bündnispartner angegriffen wird. Der Bündnisfall wurde seit seiner Festlegung erstmals nach dem 11. September 2001 erklärt.

Europäische Union

Mit der Entwicklung einer eigenen Europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik (ESVP) hat sich die EU eine eigene militärische Handlungsfähigkeit zugelegt. Entsprechend dem European Headline Goal von 1999 (EHG) sollten die Mitgliedstaaten 60 000 Soldaten für eine europäische Eingreiftruppe bereithalten, die innerhalb von 60 Tagen für ein Jahr zum Einsatz gebracht werden kann. Deutschland beabsichtigte hierfür bis zu 18 000 Soldaten zu stellen. Im Rahmen des angepassten Headline Goal 2010 beteiligt sich die Bundeswehr mit unterschiedlichen Kräfteansätzen an EU Battlegroups.

Vereinte Nationen

Um bei Bedarf möglichst schnell auf Truppen zurückgreifen zu können, hat die UN mit verschiedenen Staaten so genannte „Standby Arrangements“ abgeschlossen. 1999 hat sich Deutschland bereit erklärt, für die UN etwa 1000 Soldaten vorzusehen.

Auslandseinsätze

Die Bundeswehr bietet etwa 7.000 Soldaten für Auslandseinsätze (Friedenstruppen der Vereinten Nationen, humanitäre Einsätze, Hilfe bei Naturkatastrophen) auf.

Als Folge der seit 1990 veränderten Sicherheitslage wird die Bundeswehr auch zu friedenserhaltenden und -sichernden Maßnahmen außerhalb der Bundesrepublik Deutschland eingesetzt. Bereits unmittelbar nach der Wiedervereinigung begann eine heftige Debatte über den Einsatz der Bundeswehr außerhalb des NATO-Vertragsgebiets (out-of-area-Debatte). Die ersten derartigen Einsätze waren 1991 die Operation Südflanke, eine Minenräumaktion der Marine nach dem Zweiten Golfkrieg im Persischen Golf, und 1993 die Entsendung eines Feldlazaretts nach Phnom Penh im Rahmen einer UN-Mission. Es folgten Einsätze in der Adria (SHARP GUARD 1992–1996), in Somalia und auf dem Balkan im Rahmen der Einsätze IFOR und SFOR. Die verfassungsrechtliche Zulässigkeit der Einsätze nach Maßgabe des Art. 24 Abs. 2 GG (also innerhalb von NATO- oder UN-Mandaten) hat das Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 12. Juli 1994 geklärt. Darüber hinaus ist dieses Urteil die Grundlage des Parlamentsvorbehaltes für den Einsatz bewaffneter deutscher Streitkräfte im Ausland, der 2005 durch das Parlamentsbeteiligungsgesetz in Gesetzesform festgelegt wurde. Im Schrifttum ist umstritten, ob dieser Vorbehalt durch das Urteil nur explizit klargestellt oder in extensiver Auslegung der Verfassung erst durch das Gericht „eingeführt“ wurde.

Wichtigste laufende Einsätze sind:

1999 unter NATO-Kommando: KFOR (Kosovo Force), derzeit noch rund 1500 deutsche Soldaten bei einer zulässigen Mandatsobergrenze von 3500 (vormals 8500).

seit 2001 Operation ACTIVE ENDEAVOUR im Mittelmeer zum Schutz des Seeverkehrs gegen terroristische Bedrohungen, deutsche Fregatten, U-Boote und Schnellboote.

Seit Januar 2002 unter US-Kommando: Operation Enduring Freedom als Teil des Kampfes gegen den Terrorismus. Zunächst Marinepräsenz am Horn von Afrika und Spezialkräfte in Afghanistan. Derzeit nur Marineeinsatz (Beteiligung OEF und OAE: 800 Soldaten).

Beteiligung Deutschlands an UN-Missionen im Oktober 2008

UN-Mission Soldaten Militärbeobachter Polizisten

UNAMA (Afghanistan) - 1 -

UNAMID (Darfur, Sudan) 1 - 6

UNIFIL (Libanon) 240 - -

UNMEE (Äthiopien, Eritrea) - 1 -

UNMIK (Kosovo) - - 146

UNMIL (Liberia) - - 5

UNMIS (Sudan) 5 33 5

UNOMIG (Georgien) - 12 4

seit Januar 2002 ISAF-Einsatz in Afghanistan zur Friedenssicherung unter NATO-Kommando; derzeit etwa 4100 deutsche Soldaten (Mandatsobergrenze: 5350 Soldaten statt bisher 4500. Nach Auffassung der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe handelt es sich um einen nichtinternationalen bewaffneten Konflikt.

seit Dezember 2004 unter EU-Kommando: EUFOR (European Union Force in Bosnia and Herzegovina - Operation Althea), Derzeit etwa 120 Deutsche Soldaten (bis 2400 Deutsche Soldaten als Mandatsobergrenze möglich).

seit April 2005 UNMIS (United Nations Mission in Sudan) - Entsendung von bis zu 75 unbewaffneten Militärbeobachtern in den Süden und Osten des Sudans zur Überwachung des Friedensabkommens.

seit September 2006 - Seeraumüberwachung vor der Küste des Libanons im Rahmen von UNIFIL II mit Fregatten, Schnellbooten und Hilfsschiffen unter deutscher Führung. Einschließlich Landkomponenten zur Versorgung und zur Unterstützung der libanesischen Kräfte ca. 460 Soldaten entsandt (Mandatsobergrenze 2.400).

seit Dezember 2008: Beteiligung an EU NAVFOR Somalia (Operation Atalanta) zum Schutz von Schiffen, die im Rahmen des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen Hilfslieferungen nach Somalia transportieren (Mandatsobergrenze: 1400 Soldaten).

Bei Auslandseinsätzen kamen seit 1990 insgesamt 98 Soldaten ums Leben (Stand: 1. September 2012). Insgesamt starben seit ihrer Gründung etwa 2600 Angehörige der Bundeswehr in Erfüllung ihrer Pflicht. Nach langer Diskussion wurde am 27. November 2008 schließlich der Grundstein zum Ehrenmal der Bundeswehr auf dem Gelände des Verteidigungsministeriums in Berlin gelegt. Die Einweihung erfolgte am 9. September 2009.

Seit sich die Bundeswehr im Jahre 2001 im Rahmen des Krieges gegen den Terror aktiv am Krieg in Afghanistan mit Heer, Luftwaffe und Spezialeinheiten beteiligt, entbrennen immer wieder Diskussionen um die Sinnhaftigkeit und den Zweck des Einsatzes. Die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung lehnt den Einsatz mittlerweile ab.

Streitkräfteeinsatz im Innern

Das Grundgesetz sieht den Einsatz der Bundeswehr zur Außenverteidigung der Bundesrepublik Deutschland vor. Für alle anderen Einsatzformen, also auch die Verwendung der Bundeswehr auf oder über deutschem Staatsgebiet, sind die Behörden nach Art. 87a Abs. 2 GG an grundgesetzliche Regelungen gebunden. Sind die verfassungsrechtlichen Voraussetzungen erfüllt, kann die Bundeswehr unterstützende Funktionen in Bezug auf bereits laufende polizeiliche Sicherheitsmaßnahmen erfüllen. Hierfür gibt es folgende zwei Möglichkeiten.

Im Rahmen der Amtshilfe und Organleihe (Subsidiaritätsprinzip) ist es nach Art. 35 Abs. 2 Satz 2 GG zulässig, dass ein Land „Kräfte und Einrichtungen“ der Streitkräfte „zur Hilfe bei einer Naturkatastrophe oder bei einem besonders schweren Unglücksfall“ anfordert. Dabei kann nach aktueller Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts der Begriff „Unglücksfall“ nach Sinn und Zweck des Bundeswehreinsatzes, nämlich dem wirksamen Katastrophenschutz, weit ausgelegt werden.

Eine weitere Einsatzmöglichkeit der Bundeswehr im Innern ergibt sich gemäß Art. 87a Abs. 4 GG in Verbindung mit Art. 91 Abs. 2 GG aus der Gefährdung des Bestands der Bundesrepublik in dem Rahmen, wie ihn das Grundgesetz durch die Notstandsverfassung und wie ihn die Notstandsgesetze vorsehen. Dies umfasst zum einen eine Bedrohung der Existenz des Bundes oder eines Landes oder aber auch der freiheitlichen demokratischen Grundordnung. In jedem Fall müssen die Bestimmungen des Art. 91 Abs. 2 GG erfüllt sein, nach dem das bedrohte Land zur Sicherung seines Bestandes oder der freiheitlich-demokratischen Grundordnung entweder nicht fähig oder nicht willens sein darf, damit ein Streitkräfteeinsatz im Innern verfassungskonform ist. Am 17. August 2012 urteilte das Bundesverfassungsgericht in einer Plenarentscheidung, dass der Einsatz militärischer Mittel der Bundeswehr im Inland in „Ausnahmesituationen katastrophischen Ausmaßes“ zulässig sei. Dies dürfe nur als ultima ratio, nicht aber gegen demonstrierende Menschenmengen oder zum Abschuss entführter Passagiermaschinen geschehen, beides sei weiterhin verfassungswidrig.

Organisation und Struktur

Führungsorganisation

Die Bundeswehr wird vom Bundesminister der Verteidigung als Inhaber der Befehls- und Kommandogewalt (IBuK) geführt. Das Bundesministerium der Verteidigung (BMVg) als Oberste Bundesbehörde unterstützt ihn bei dieser Aufgabe. Dem Minister sind zwei beamtete und zwei parlamentarische Staatssekretäre zugeordnet. Der Minister, die Staatssekretäre und der Generalinspekteur bilden gemeinsam die Leitung des Ministeriums. Der dem Ministerium nachgeordnete Bereich gliedert sich in militärische und zivile Organisationsbereiche, die jeweils den entsprechenden Abteilungsleitern des BMVg unterstehen.

Truppendienstliche und administrative Führung

Militärische Organisationsbereiche

Streitkräfte

Teilstreitkräfte:

Heer

Luftwaffe

Marine

Streitkräftebasis

Zentraler Sanitätsdienst

Zivile Organisationsbereiche

Bundeswehrverwaltung, gegliedert in die drei Organisationsbereiche

Personal

Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung sowie

Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen

Militärseelsorge

Rechtspflege der Bundeswehr

Generalinspekteur

Der Generalinspekteur ist für die Gesamtkonzeption der militärischen Verteidigung verantwortlich. Dazu gehört neben der Bundeswehrplanung vor allem die Führung von Einsätzen, für die er dem Minister persönlich verantwortlich ist. Außerdem ist er oberster militärischer Berater der Bundesregierung.

Einsatzführung

Der Bundesminister der Verteidigung ist für die Führung aller Einsätze verantwortlich, solange die Befehls- und Kommandogewalt nicht im Verteidigungsfall auf den Bundeskanzler übergegangen ist. Der Befehlsstrang für in nationaler Verantwortung verbleibende Aufgaben verläuft vom Generalinspekteur, der in Einsatzfragen durch die Abteilung Strategie und Einsatz im Bundesministerium der Verteidigung unterstützt wird, über das Einsatzführungskommando der Bundeswehr in Potsdam (bei allen größeren und streitkräftegemeinsamen Einsätzen) zum jeweiligen Kontingentführer im Einsatzgebiet. Kleinere Einsätze können vom Kommando einer Teilstreitkraft geführt werden, wie beispielsweise die Zuständigkeit des Marinekommandos für die Operation Active Endeavour zeigt.

Personalstärke und -struktur

In der Bundeswehr sind zurzeit 185.194 aktive Soldaten tätig (Stand: November 2013):

Berufs- und Zeitsoldaten: 175.625

Freiwillig Wehrdienstleistende: 9.569

Davon dienen im Verteidigungsministerium 910 (0,5 %); in der Streitkräftebasis 45.133 (24,4 %); im zentralen Sanitätsdienst 19.515 (10,5 %); im Heer 62.013 (33,5 %); bei der Luftwaffe 31.378 (16,9 %); in der Marine 15.842 (8,6 %); im Bereich Infrastruktur, Umweltschutz, Dienstleistungen 811 (0,4 %); im Bereich Ausrüstung, Informationstechnik, Nutzung: 1.662 (0,9 %); im Bereich Personal 6.097 (3,3 %) und 2.833 (1,5 %) in sonstigen Bereichen. Der Anteil der Frauen beträgt insgesamt 18.633 Soldatinnen (10,1 %); 7.921 Soldaten und Soldatinnen bereiten sich auf einen zivilen Beruf vor.

Die Personalstruktur der Bundeswehr ist seit 1990 in mehreren Schritten den veränderten Anforderungen angepasst worden. Gemäß dem jetzt gültigen Personalstrukturmodell (PSM 2010) hat die Bundeswehr seit 2010 eine Friedensstärke von etwa 250.000 Soldaten und 75.000 zivilen Mitarbeitern. Etwa 20 % der Soldaten sind noch Wehrpflichtige, die übrigen sind Berufssoldaten und Soldaten auf Zeit. Mit der Neuausrichtung der Bundeswehr ist seit 2011 eine neue Zielgröße festgelegt worden. Zukünftig ist ein Gesamtumfang von bis zu 185.000 Soldaten vorgesehen, der sich aus 170.000 Zeit- und Berufssoldaten inklusive Reservisten sowie aus 5.000 bis 15.000 Freiwillig Wehrdienstleistenden zusammensetzt. Während des Kalten Krieges verfügte die Bundeswehr über eine Sollstärke von etwa 495.000 Soldaten. Nach der Wiedervereinigung wurde im Rahmen des Zwei-plus-vier-Vertrags eine Obergrenze von 370.000 Soldaten für die Bundeswehr festgelegt. Diese Festlegung ist bis heute völkerrechtlich bindend.

Rund 85 % der Soldaten auf Zeit wechseln nicht in das Dienstverhältnis als Berufssoldat, sondern kehren nach Beendigung ihres Dienstes in das zivile Erwerbsleben zurück.

Seit 2001 sind alle Laufbahnen der Bundeswehr uneingeschränkt für Frauen geöffnet. Am 2. Januar 2001 begannen 244 Frauen ihren freiwilligen Dienst mit der Grundausbildung. Zuvor durften sie nur im Sanitätsdienst (seit 1975 als Offizier, seit 1991 auch in der Unteroffiziers- und Mannschaftslaufbahn) und im Militärmusikdienst (ebenfalls seit 1991) beschäftigt werden. Derzeit leisten über 18.000 Soldatinnen Dienst in der Bundeswehr, davon etwa die Hälfte im Sanitätsdienst. Insgesamt stellen sie einen Anteil von 10 % der Soldaten. Dabei ist ihr Anteil mit rund 30 % im Sanitätsdienst am höchsten (Stand Oktober 2007). Frauen werden bei Personalmaßnahmen bei gleicher Eignung bevorzugt behandelt, solange bis ihr Anteil im Sanitätsdienst 50 % und in sonstigen Teilen der Streitkräfte 15 % erreicht hat.

Rund eine halbe Million Reservisten der Bundeswehr waren vor allem in nichtaktiven Truppenteilen, überwiegend Heimatschutzbataillonen, eingeplant, die im Verteidigungsfall aufwachsen sollten. Im Zuge der Umstrukturierung zu einer Einsatzarmee wurden diese nichtaktiven Truppenteile aufgelöst. Als Nachfolge und Ersatz stellt die Bundeswehr seit 2012 Regionale Sicherungs- und Unterstützungskräfte in Kompaniestärke auf. Jedem der einzelnen Landeskommandos der einzelnen Bundesländer sollen mehrere dieser Kompanien unterstellt werden. Rund 90.000 Reservisten sind heute eingeplant auf

Dienstposten der „Verstärkungsreserve“. Diese dienen der Deckung des Bedarfs an Reservisten und Reservistinnen mit speziellen zivilberuflichen Qualifikationen, über die die Streitkräfte strukturell nicht oder nicht in ausreichendem Umfang verfügen. Sie werden für die Einsatzbereitschaft von Truppenteilen und Dienststellen im Frieden und für die Herstellung der Verteidigungsbereitschaft benötigt.

so genannten „gespiegelten Dienstposten“, um diese bei Abwesenheit des aktiven Soldaten besetzen zu können.

Dienstposten der Zivil-Militärischen-Zusammenarbeit im Inland (ZMZ-I) in Verbindungskommandos zu zivilen regionalen Behörden oder in wenigen nichtaktiven Truppenteilen.

Auch in Auslandseinsätzen werden Reservisten - vor allem solche mit zivilen Spezialkenntnissen - eingesetzt. Dies betrifft zum Beispiel Fachärzte wie Frauen- oder Kinderärzte, die es nicht im aktiven Dienst bei der Bundeswehr gibt, deren Kenntnisse aber insbesondere bei humanitären Einsätzen gebraucht werden.

Dienstgradstruktur

Bezogen auf die Laufbahngruppen gehörten im Februar 2012 29,02 % aller Soldaten zu den Mannschaftsdienstgraden. Zu der Laufbahngruppe der Unteroffiziere gehörten 52,67 % aller Soldaten, aufgeteilt zu 19,73 % in der Laufbahn der Unteroffiziere ohne Portepee und als größtem Anteil mit 32,94 % in der Laufbahn der Unteroffiziere mit Portepee. Auf die Laufbahngruppe der Offiziere entfielen 18,31 %. Betrachtet man die Dienstgradverteilung innerhalb der Offiziere, so waren von den insgesamt 37.506 Personen dieser Gruppe 4.801 Leutnante, 7.498 Oberleutnante, 11.764 Hauptleute/Kapitänleutnante, 3.853 Majore/Korvettenkapitäne, 8.142 Oberstleutnante/Fregattenkapitäne, 1.247 Oberste/Kapitäne zur See und 201 Soldaten, die in die Gruppe der Generale und Admirale fallen (entsprechende Dienstgrade des medizinischen Personals sind enthalten).

Medien

Die Bundeswehr verfügt über einen eigenen Fernseh- und Radiosender. Die Informations- und Medienzentrale der Bundeswehr (IMZBw) in St. Augustin betreibt den Fernsehsender Bundeswehr TV, das Zentrum Operative Information (ZOpInfo) in Mayen den Radiosender Radio Andernach. Beide Sender richten sich ausschließlich an Soldaten und zivile Angestellte der Bundeswehr.

Darüber hinaus erscheinen in der Bundeswehr auch diverse Printmedien, u.a. die offizielle und vom Bundesministerium der Verteidigung herausgegebene "aktuell" als Wochenzeitung für die Bundeswehr und das Magazin „Y“. Außerdem gibt es die Zeitschriften „if – Zeitschrift für Innere Führung“ und „Militärgeschichte - Zeitschrift für historische Bildung“. Die Bundeswehr präsentiert sich auch mit einem eigenen Facebook-Auftritt:

Unabhängig vom Bundesministerium für Verteidigung gibt der Deutsche Bundeswehrverband e. V., unter Vorsitz von Oberst Ulrich Kirsch (Stichzeitpunkt November 2013), ebenfalls ein eigenes Magazin heraus "Die Bundeswehr".

Die Einbindung der Bundeswehr in den Staat

Bei der Gründung der Bundeswehr wurde darauf geachtet, dass die neuen Streitkräfte weder eine gesellschaftlich und politisch dominierende Stellung wie im Kaiserreich erlangen könnten, noch wie die Reichswehr, die, mit einer eigenen Jurisdiktion ausgestattet, dem Reichspräsidenten unmittelbar unterstellt war, einen Staat im Staate bilden könnten. Zu diesem Zweck wurde eine Anzahl von Instrumenten zur politischen und gesellschaftlichen Kontrolle der Streitkräfte geschaffen. Besonderer Wert wurde auf das „innere Gefüge“ gelegt, das sich an den neuen Prinzipien der Inneren Führung orientieren sollte. Auch der Rechtsstatus der Soldaten wurde entsprechend der Werteordnung des demokratischen Rechtsstaats neu definiert.

Parlamentarische Kontrolle

Die Bundeswehr untersteht dem Bundesminister der Verteidigung, einem zivilen Angehörigen der vom Deutschen Bundestag getragenen Bundesregierung. Der Verteidigungsminister ist der einzige Zivilist, der Soldaten Befehle erteilen kann. Dadurch wird das Primat der Politik, das heißt der Vorrang der Politik gegenüber dem Militär, sichergestellt. Dieses politische Primat erfordert, dass auch in der Bundeswehr das Prinzip von Befehl und Gehorsam gilt.

Nach Art. 80a, Abs. 1 und Art. 115 a, Abs. 1 des Grundgesetzes entscheiden parlamentarische Gremien über den Eintritt des Spannungs- und Verteidigungsfalls.

Die Bundeswehr ist Teil der Exekutive. Zur umfassenden Kontrolle dieser bewaffneten Institution hat der Bundestag besondere bedeutende Rechte. Es gilt der Parlamentsvorbehalt; die Bundesregierung hat für den Einsatz bewaffneter Streitkräfte die Zustimmung des Bundestags einzuholen, und zwar vor deren Einsatz, sofern nicht eine Gefahr im Verzug ein sofortiges Eingreifen verlangt. Seine Beteiligung an der Frage des Einsatzes der Bundeswehr hat der Bundestag im Parlamentsbeteiligungsgesetz geregelt. Wegen des Parlamentsvorbehalts gilt die Bundeswehr als „Parlamentsarmee“. Das Parlament verfügt über Kontrollinstrumente mit gegenüber der Bundeswehr erheblich weiter gehenden Rechten, als es sie für andere Bereiche der Exekutive wie etwa der Bundespolizei, der Finanzverwaltung oder den Botschaften gibt. Es handelt sich dabei um die besonderen Rechte des Verteidigungsausschusses als Untersuchungsausschuss, um den Wehrbeauftragten des Deutschen Bundestages, um die Sonderregelungen im Haushaltsrecht und die uneingeschränkten Zugangsrechte der MdB zu den Liegenschaften.

Der Verteidigungsausschuss

Während der Bundestag in allen anderen Angelegenheiten einen Untersuchungsausschuss einsetzen kann (Art. 44 GG), kann sich der Verteidigungsausschuss selber zum Untersuchungsausschuss erklären (Art. 45a GG). Das erlaubt es den Abgeordneten, jede bundeswehrinterne Sache, der der Ausschuss politische Bedeutung beimisst, mit allen Mitteln eines Untersuchungsausschusses, das heißt ähnlich einer staatsanwaltlichen Ermittlung, zu überprüfen, ohne dass das Bundestagsplenum eingeschaltet werden muss. Dadurch können die zuständigen Parlamentarier die Bundeswehr leichter überwachen, ohne dass die gegebenenfalls notwendige Geheimhaltung verloren geht.

Der Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages

Art. 45b GG bestimmt, dass zum Schutze der Grundrechte und als Hilfsorgan des Bundestages bei der Ausübung der parlamentarischen Kontrolle ein Wehrbeauftragter des Deutschen Bundestages berufen wird. Der Wehrbeauftragte ist also ein Organ des Bundestages, nicht der Bundeswehr oder der Bundesregierung. Er untersucht mögliche Verletzungen der Grundrechte der Soldaten und Verstöße gegen die Grundsätze der Inneren Führung und berichtet dem Bundestag. Außerdem ist er Petitionsinstanz für alle Soldaten, die sich ohne Einhaltung des Dienstweges unmittelbar, auch unter Schutz ihrer Identität, an ihn wenden dürfen.

Sonderregelungen im Haushaltsrecht

Art. 87a Abs. 1 GG bestimmt: “Der Bund stellt Streitkräfte zur Verteidigung auf. Ihre zahlenmäßige Stärke und die Grundzüge ihrer Organisation müssen sich aus dem Haushaltsplan ergeben.” Ausfluss dieser Regelung ist die „Stärke- und Ausrüstungs-Nachweisung“ (STAN), die Struktur, Umfang und Ausstattung jeder Einheit der Streitkräfte transparent abbildet. Gesamtstärke und Organisation der Streitkräfte werden jedes Jahr von neuem durch den Bundestag im Haushaltsgesetz festgelegt. Eine ähnliche Regelung gibt es für keinen anderen Bereich der Exekutive. Sie soll verhindern, dass der BMVg die Streitkräfte vergrößert oder sie zu nicht vom Parlament gebilligten Zwecken umorganisiert oder streitkräfteintern „Geistereinheiten“ oder Sonderkommandos aufgestellt werden.

Innere Führung

Der Begriff Innere Führung beschreibt die komplexe Führungskonzeption der Bundeswehr. Er ist verbunden mit dem Leitbild des Staatsbürgers in Uniform. Das bedeutet, dass die Grundrechte des Soldaten nur so weit eingeschränkt werden, wie es der militärische Auftrag erfordert. So wird z. B. das Grundrecht auf freie Meinungsäußerung nur teilweise durch das Prinzip von Befehl und Gehorsam eingeschränkt (siehe: Vorgesetztenverordnung). Insbesondere besitzen die Bundeswehrsoldaten im Gegensatz zu den Soldaten der Reichswehr, der Wehrmacht und Soldaten vieler anderer Länder das aktive und das passive Wahlrecht, das Recht auf Parteimitgliedschaft sowie das Recht auf gewerkschaftliche Organisation. So können sie in allen Bereichen der Gesellschaft und auf allen Ebenen, auch in Landtagen und im Bundestag, politisch mitwirken.

Die Innere Führung soll so die Integration der Bundeswehr in die Gesellschaft gewährleisten. Sie wurde unter anderem durch den späteren General Graf Baudissin entwickelt und markiert einen bedeutenden Unterschied zu allen früheren deutschen Armeen. Zuständig für die Lehre, Kommunikation nach außen und die Weiterentwicklung ist das Zentrum Innere Führung.

Der Rechtsstatus der Soldaten

Soldaten genießen als Staatsbürger in Uniform grundsätzlich die gleichen Rechte wie andere Bürger. Art. 17a Abs. 1 GG regelt, in welchem Maße Soldaten Einschränkungen ihrer Grundrechte hinnehmen müssen. Die Dienstpflichten der deutschen Staatsbürger sind in Art. 12a GG festgelegt, der die rechtliche Grundlage für die Wehrpflicht bildet. Sie stehen in einem öffentlich-rechtlichen Wehrdienstverhältnis, das auf die Sicherung der ständigen Verteidigungsbereitschaft gegen Angriffe von außen gerichtet ist. Die Dienstpflichten der Soldaten ergeben sich aus dem Soldatengesetz, das Recht auf Religionsausübung wird garantiert.

Die Wehrbeschwerdeordnung erlaubt es jedem Soldaten, sich in dienstlichen, disziplinaren und verwaltungsrechtlichen Fragen auf dem Dienstweg zu beschweren, ohne dass ihm daraus Nachteile erwachsen dürfen. Das Beschwerdeverfahren eröffnet dem Soldaten den Rechtsweg.

Die Ahndung von Dienstvergehen ist in der Wehrdisziplinarordnung geregelt. Sie bestimmt die Maßnahmen, die Disziplinarvorgesetzte und Truppendienstgerichte gegen solche Soldaten verhängen dürfen, die ihre Pflichten aus dem Soldatengesetz verletzt haben. Rechtlich betrachtet sind diese Maßnahmen keine Strafen, sondern arbeitsrechtliche Sanktionen, die auch nicht als Vorstrafe registriert werden. Die schwerste, nur durch ein Truppendienstgericht zu verhängende Maßnahme ist die fristlose Entlassung. Die Truppendienstgerichte bestehen aus zivilen Berufsrichtern und militärischen Beisitzern. Zweite und letzte Instanz der militärischen Disziplinargerichtsbarkeit ist der Wehrdienstsenat des Bundesverwaltungsgerichts.

Das Wehrstrafgesetz legt die Tatbestände fest, die als Wehrstraftat geahndet werden. Wehrstraftaten, die an die Staatsanwaltschaft abzugeben sind, sind mit Erlass geregelt. Dazu gehören unter anderem die Fahnenflucht und der Ungehorsam. Das Gesetz gilt nur für Soldaten und wird durch die ordentliche Gerichtsbarkeit angewandt. Nur für den Verteidigungsfall können nach Art. 96 Abs. 1 bis 3 GG eigene Wehrstrafgerichte eingerichtet werden, die nur Taten ahnden dürfen, die außerhalb des Bundesgebiets verübt wurden. Diese Gerichte bestehen aus Berufsrichtern und unterstehen dem Bundesminister der Justiz. Bislang ist die für diese Gerichte notwendige Rechtsgrundlage nicht erlassen worden.

Militärseelsorge

Die weisungsunabhängige Militärseelsorge hat Zugang zu allen Bundeswehrangehörigen und bietet diesen eine grundsätzliche Ansprechbarkeit. Ähnlich dem Wehrbeauftragten erhält sie u. a. so Wissen über Zustand und Entwicklung (in) der Bundeswehr.

Tod von Bundeswehrangehörigen

Seit 1956 sind mehr als 3100 Soldaten und zivile Beschäftigte im Dienst zu Tode gekommen. Ihrer wird seit September 2009 mit einer zentralen Gedenkstätte der Bundesrepublik Deutschland gedacht. Das Ehrenmal wurde im Hof des Bendlerblocks in Berlin nach einem Entwurf des Münchner Architekten Andreas Meck errichtet. In den letzten Jahren wurden die im Falle von Tod oder Dienstbeschädigungen von Bundeswehrangehörigen im Einsatz anzuwendenden Vorschriften deutlich zum Vorteil der Betroffenen und ihrer Familien geändert.

Dienstunfähigkeit

Das Gesetz zur Regelung der Weiterverwendung nach Einsatzunfällen (Einsatz-Weiterverwendungsgesetz, EinsatzWVG) garantiert ein Anrecht auf Weiterbeschäftigung von Soldaten und Zivilisten, die während eines Auslandseinsatzes der Bundeswehr schwer verwundet wurden.

Falls ein Zeitsoldat dienstunfähig ausscheidet, setzt sich seine finanzielle Absicherung aus Beschädigten- und Dienstzeitversorgung, einer Ausgleichszahlung und einer Rente der Deutschen Rentenversicherung zusammen. Hinzu kommt die Entschädigung von 80.000 Euro. Berufssoldaten erhalten bei Dienstunfähigkeit aufgrund eines Einsatzunfalls neben der einmaligen Entschädigung ein erhöhtes Unfallruhegehalt. Dies beläuft sich auf 80 % der jeweils ruhegehaltfähigen Dienstbezüge aus der übernächsten Besoldungsgruppe beziehungsweise einer gesetzlich festgelegten Mindestbesoldungsgruppe.

Hinterbliebenenversorgung

Den Hinterbliebenen eines bei einem Einsatzunfall ums Leben gekommenen Zeitsoldaten stehen Übergangsbeihilfe, Sterbegeld, Leistungen aus der Beschädigtenversorgung, Ausgleichszahlungen, eine Entschädigung in Höhe von 60.000 Euro sowie eine Hinterbliebenenrente aus der gesetzlichen Rentenversicherung zu. Es zählen dabei alle Unfälle im Einsatz, aber auch Erkrankungen, die auf die besonderen Verhältnisse im Einsatzland zurückzuführen sind.

Die finanzielle Versorgung der Witwe oder des Witwers eines bei einem Einsatzunfall ums Leben gekommenen Berufssoldaten beträgt 60 % (Waisen 30 %) des erhöhten Unfallruhegehaltes. Zugrunde gelegt wird dabei eine Besoldungsgruppe, die zwei Stufen über der des Verstorbenen liegt und ein pauschaler Ruhegehaltssatz von 80 % der ruhegehaltfähigen Dienstbezüge.

Strahlenopfer durch Radaranlagen

Seit etwa dem Jahr 2000 war die Bundeswehr mit mehreren tausend Anträgen ehemaliger Soldaten und Zivilangestellten konfrontiert, die Gesundheitsschäden durch militärische Radaranlagen erlitten haben. Sie waren von den 1950er bis 1980er Jahren der Röntgenstrahlung von Radargeräten ausgesetzt, viele erkrankten dadurch an Krebs. Im Jahr 2003 gab eine Expertenkommission (Radarkommission) Empfehlungen für die Entschädigung, die auch ehemalige NVA-Soldaten betrifft. Viele Betroffene beklagen, dass die Bundeswehr eine Hinhaltetaktik betreibe.

Äußere Kennzeichen

Hoheits-, Erkennungs- und Kommandozeichen

Das Hoheitszeichen der Bundeswehr ist das Eiserne Kreuz, das als militärisches Erkennungszeichen der Bundeswehr geführt wird, insbesondere an Luft- und gepanzerten Rad- und Kettenfahrzeugen. Die zivilen Fahrzeuge der BwFuhrparkService GmbH führen auf den Vordertüren hingegen das Logo der Bundeswehr in Blau/Grau und den Schriftzug „Bundeswehr“.

Nachdem die Bundeswehr bei ihrer Gründung zunächst auf ein solches Kennzeichen verzichtet hatte, stiftete Bundespräsident Heinrich Lübke allen „Bataillonen und entsprechenden Verbänden“ Truppenfahnen als „äußeres Zeichen gemeinsamer Pflichterfüllung für Volk und Staat“. Sie sind einheitlich in Schwarz-Rot-Gold, mit einer Fransenborte und mit dem Bundesadler in der für staatliche Zwecke reservierten Fassung des Bundesschildes gestaltet.

An ihren Dienstgebäuden hisst die Bundeswehr die Dienstflagge der Bundesbehörden. Auf Kriegsschiffen wird die Dienstflagge der Seestreitkräfte geführt, während die zivil besetzten Hilfsschiffe der Bundeswehr die Bundesdienstflagge führen.

Vorgesetzte in Kommandofunktionen führen bestimmte Kommandozeichen wie etwa den Stander des Generalinspekteurs, Kommandoflaggen, -stander und -wimpel.

Uniform

Für die Soldaten der Bundeswehr gibt es eine große Zahl unterschiedlicher Uniformen. Neben den Dienstanzügen der Teilstreitkräfte gibt es verschiedenartige Arbeits- und Gefechtsanzüge und Sonderbekleidung für bestimmte klimatische Verhältnisse wie zum Beispiel Kälteschutzbekleidung. Die Uniformen der Bundeswehr unterliegen der Genehmigung durch den Bundespräsidenten (§ 4 Abs. 3 Soldatengesetz). Die Einzelbestimmungen sind in der ZDv 37/10 „Anzugordnung für die Soldaten der Bundeswehr“ festgelegt.

Ausrüstung

Während von 2001 bis 2006 weltweit die Militärausgaben um 30 % stiegen (wobei zu beachten ist, dass der Anstieg maßgeblich auf die US-amerikanischen Aufwendungen für den Irakkrieg zurückzuführen ist), sank der Verteidigungsetat der Bundeswehr in dieser Zeit um 9 %. Seither wurde der Etat wieder nominell erhöht. Der derzeitige Finanzplan sieht für 2009 einen Etat von 31,1 Mrd. Euro vor, womit die Ausgaben für die Bundeswehr seit 2006 um 3,23 Mrd. Euro oder 11,59 % gestiegen sind. Dabei geht es unter anderem darum, die Streitkräfte für die Auslandseinsätze auszustatten. Zu diesem Zweck wurden bestehende Waffensysteme angepasst und neuartige Systeme beschafft. Weitere Kosten entstehen durch Besoldungserhöhungen und die Renovierung von vernachlässigten Kasernen in Westdeutschland.

Wegen der unterschiedlichen Anforderungen in verschiedenen Einsätzen, der Kategorisierung der Streitkräfte in Eingreif-, Stabilisierungs- und Unterstützungskräfte und auf Grund des schnellen technischen Fortschritts ist die Ausrüstung heute weniger homogen als in der Vergangenheit. Die Umstellung des Auftrags von reiner Landesverteidigung auf Auslandseinsätze hat eine Debatte um die Beschaffungspolitik des Bundesverteidigungsministeriums ausgelöst, wie sie auch in anderen westlichen Ländern − vor allem in den Vereinigten Staaten – entstanden ist. Vor allem ein zu geringes Budget und der Zukauf von Ausrüstung, die nur in symmetrischen Auseinandersetzungen zur Anwendung komme, werden vonseiten der Publizistik bemängelt.

Die bedeutendsten Ausrüstungsprogramme der Bundeswehr, die bis ins Jahr 2015 und darüber hinaus laufen werden, beinhalten die Beschaffung von:

140 Mehrzweckkampfflugzeuge Eurofighter

40 Transportflugzeuge Airbus A400M

57 Kampfhubschrauber Eurocopter Tiger

82 Transporthubschrauber NH90

18 Marinehubschrauber MH90

16 unbemannte Luftfahrzeuge SAATEG der MALE (Medium Altitude Long Endurance)-Klasse

350 Schützenpanzer Puma

272 Radpanzer GTK Boxer

4 Fregatten F125

6 Korvetten vom Typ Mehrzweckkampfschiff 180

2 Joint Support Ships (JSS)

Die neu beschafften Systeme werden die derzeit aktiven nicht in gleicher Zahl ersetzen; so werden beispielsweise die 520 Schützenpanzer Marder durch nur 350 Schützenpanzer Puma ersetzt werden. Dies ist möglich, weil zum einen die neu zulaufenden Systeme bedeutend leistungsfähiger sind als die alten, und zum anderen die ursprünglich an Bedürfnisse des Kalten Krieges angepassten Stückzahlen nicht mehr benötigt werden.

Die Bundeswehr verfügte mit Stand 2011 über folgende aktive Ausrüstungen:

Heer (Bundeswehr):

218 Bergepanzer

40 Brückenlegepanzer

67 Flugabwehrpanzer

29 Flugabwehrraketensysteme

1149 Führungs-/ Funktions- und Transportfahrzeuge (teilweise für Auslandseinsätze)

460 Hubschrauber

350 Kampfpanzer

148 Panzerhaubitzen

83 Pionierpanzer

55 Raketenwerfer

523 Schützenpanzer

1558 Transportpanzer

Luftwaffe (Bundeswehr):

273 strahlgetriebene Kampfflugzeuge

91 Transportflugzeuge

Deutsche Marine:

15 Fregatten

5 Korvetten

20 Minenabwehrfahrzeuge

10 Schnellboote

8 Seeaufklärer

4 Unterseeboote

Einzelheiten finden sich hier:

Liste der Handwaffen der Bundeswehr

Liste von Kettenfahrzeugen der Bundeswehr

Liste von Luftfahrzeugen der Bundeswehr

Liste von Radfahrzeugen der Bundeswehr

Liste der Schiffe der Bundeswehr

Infanterist der Zukunft

Kernwaffen

Heute befinden sich in Deutschland schätzungsweise 20 US-Atomwaffen. Sie lagern unter amerikanischer Bewachung im Inneren und deutscher Bewachung im äußeren Bereich in Bunkern eines Sondermunitionslagers auf dem Luftwaffen-Fliegerhorst Büchel in Rheinland-Pfalz. Durch diese Bewachung und weitere Regelungen ist sichergestellt, dass die Waffen bis zum Einsatz in US-Hoheit bleiben. Zu Zeiten des Kalten Krieges gab es zahlreiche entsprechende Sondermunitionslager in Bundeswehr-Liegenschaften. Die ca. 130 Kernwaffen auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein wurden nach Expertenmeinungen im Jahr 2005 abgezogen. Die Luftwaffe trainiert heute nur noch in Büchel im Rahmen der Nuklearen Teilhabe den Einsatz von Kernwaffen durch Jagdbomber vom Typ Tornado, wobei allerdings lediglich mit Attrappen geübt wird. Die Kernwaffen unterstehen den amerikanischen Streitkräften und müssen im Kriegsfall erst durch den Präsidenten der Vereinigten Staaten freigegeben werden, Deutschland hat keine Verfügungsgewalt über diese Waffen.

Privatisierung

Im Rahmen von Bundeswehrreform und Transformation sind verschiedene Versuche unternommen worden, Ausrüstung von Privatunternehmen beschaffen und instand halten zu lassen. Dazu gehört auch der größte Teil des Fuhrparks der Bundeswehr. Weitgehend mit den zivilen Fahrzeugen vergleichbare Fahrzeugmodelle des Alltagsbedarfs für Truppe und Verwaltung werden seit 2002 durch die BwFuhrparkService GmbH verwaltet.

Des Weiteren wird die Truppe mit Uniformteilen sowie einem Großteil der persönlichen Ausrüstung durch den Militärdienstleister LHBw Bekleidungsgesellschaft mbH versorgt.

Ähnliche Ansätze gibt es für die Liegenschaften der Bundeswehr. Im Zuge der Reduzierung auf 392 Standorte wurden zahlreiche Liegenschaften für eine andere, meist zivile Nutzung freigemacht (Konversion) oder stillgelegt.

Am 28. Dezember 2006 gründete die Bundeswehr zusammen mit Siemens Business Services GmbH & Co. OHG und IBM Deutschland GmbH das Gemeinschaftsunternehmen BWI Informationstechnik GmbH (BWI IT). Ziel dieses Projektes ist die Erneuerung der IT-Landschaft der Bundeswehr in enger Zusammenarbeit mit der Industrie. Betroffen sind unter anderem 140.000 Computerarbeitsplätze, 300.000 Telefone und die Rechenzentren.

Zur Entwicklung in diesen Bereichen hat der Bundesrechnungshof in seinen Berichten wiederholt Fehlentwicklungen aufgezeigt und seine Bewertungen und Empfehlungen abgegeben.

Laufbahngruppen

Die Bundeswehr bietet Bewerbern als Zeit- oder Berufssoldat in Abhängigkeit vom Bildungsstand, einer beruflicher Vorausbildung und der jeweiligen Interessenlage eine Einstellung in unterschiedlichen Laufbahnen an. Bei Nachweis der entsprechenden Eignung ist im Laufe der Dienstzeit ein Wechsel in eine höherwertige möglich.

Grundsätzlich durchlaufen fast alle Soldaten zuerst eine dreimonatige Allgemeine Grundausbildung, deren Inhalte zwischen den Teilstreitkräften harmonisiert sind. Im Sanitätsdienst umfasst die soldatische Grundausbildung zwei Monate, an die sich vier Wochen mit sanitätsspezifischer Ausbildung anschließen. Reservisten und Personal der Bundeswehrverwaltung, das im Einsatz auf militärischen Dienstposten eingesetzt wird, durchlaufen unter Umständen eine verkürzte soldatische Ausbildung. Bei Offizieranwärtern gibt es keine Allgemeine Grundausbildung, sondern ein angepasstes und teilstreitkräfteindividuelles Ausbildungsmodell, das allerdings auch die Allgemeine Grundausbildung zum Inhalt hat.

Soldaten aller Laufbahngruppen sind nach ihrer Dienstzeit Reservisten. Sie können im Rahmen von Wehrübungen aktiv Dienst leisten in Truppenteilen, Auslandseinsätzen, Bezirks- (BVK) und Kreisverbindungskommandos (KVK) oder Regionale Sicherungs- und Unterstützungskräfte (RSUKr).

Mannschaften

Mannschaftssoldaten durchlaufen nach der Allgemeinen Grundausbildung in den meisten Fällen eine Spezialgrundausbildung (SGA)/Dienstpostenausbildung (DPA), die ein bis sechs Monate dauern kann und unter Umständen verschiedene Lehrgänge beinhaltet, um in der Stammeinheit effektiv eingesetzt werden zu können. Die Art und der Umfang der SGA sowie der zusätzlichen Lehrgänge orientieren sich stark an dem Bedarf der Stammeinheit, den Erfordernissen des jeweiligen Dienstpostens und an der Verpflichtungszeit des Soldaten.

Bei den Mannschaftssoldaten kann man zwei Dienstzeitverhältnisse unterscheiden:

Freiwillig Wehrdienst leistende (FWDL): Dienstzeit zwischen 6 und 23 Dienstmonaten. Abstufungen dazwischen erfolgen im Monatstakt.

Soldaten auf Zeit (SaZ): Seit einer Neuregelung im Jahr 2011 endet die Dienstzeit je nach Verpflichtungszeit zwischen 2 und 15 Jahren, wobei die Verpflichtungszeiten in dieser Bandbreite flexibel sind (In Ausnahmefälle in Monatsstufen auch z.B. 8 Jahre und 6 Monate).

Über die Verlängerung der Verpflichtungszeit in der Laufbahn der Mannschaften bis zu 25 Jahren wird nachgedacht.

Eine Übernahme zum Berufssoldaten ist für Mannschaftssoldaten grundsätzlich nicht möglich. Eine Ausnahme besteht hier, wie in allen Laufbahnen, bei einer Weiterverwendung als Berufssoldat gemäß dem Einsatzweiterverwendungsgesetz (EinsatzWVG) nach schwerer Verwundung im Einsatz.

Unteroffiziere

Unteroffiziere des allgemeinen Fachdienstes

Unteroffiziere des allgemeinen Fachdienstes werden als Spezialisten eingesetzt und bringen mindestens einen Hauptschulabschluss und wenn möglich eine entsprechende Berufsqualifikation mit. Liegt diese nicht vor, nehmen sie unter Umständen an Maßnahmen der zivilberuflichen Aus- und Weiterbildung (ZAW) teil. Sie verpflichten sich für vier oder acht Jahre.

Feldwebel des allgemeinen Fachdienstes

In der Laufbahn der Feldwebel des allgemeinen Fachdienstes übernimmt der Zeitsoldat als Spezialist die Verantwortung für ein Fachgebiet, zum Beispiel im technischen Bereich. Die Tätigkeiten entsprechen denen eines Meisters in einem zivilen Betrieb. Gedacht ist diese Laufbahn für Soldaten, die vorrangig an technischen, verwaltenden, betrieblichen oder sanitätsdienstlichen Aufgaben mit Führungsverantwortung interessiert sind. Hier ist eine Verpflichtungszeit von zwölf Jahren (ab dem 1. Januar 2010) notwendig. Der Bewerber benötigt mittlere Reife oder einen Hauptschulabschluss mit einer für die Verwendung nutzbaren Berufsausbildung. In Einzelfällen kann er Letztere im Rahmen seiner Ausbildung nachholen.

Feldwebel des Truppendienstes

Feldwebel des Truppendienstes sind nach ihrer Ausbildung unmittelbar als Vorgesetzte tätig. Für diese Laufbahn benötigen sie mindestens einen Realschulabschluss oder einen Hauptschulabschluss und eine abgeschlossene Berufsausbildung und müssen sich für zwölf Jahre verpflichten. Die Ausbildung zum Feldwebel dauert rund drei Jahre und unterscheidet sich zwischen den Teilstreitkräften erheblich. Der Truppendienst ist nur für Bewerber möglich, die das 29. Lebensjahr (Änderung 2011 von ehem. 25) noch nicht vollendet haben. Danach ist nur noch ein Einstieg als Berufssoldat in den Truppendienst möglich.

Offiziere

Offiziere des Truppendienstes und Sanitätsoffiziere

Offiziere bilden das Führungskorps der Bundeswehr. Zur Einstellung als Offizieranwärter benötigt man im Regelfall mindestens das Abitur oder Fachabitur. Im Truppendienst verpflichten sie sich zunächst für einen Zeitraum von 13 Jahren, wobei die Verpflichtungsdauer stufenweise erhöht wird. Sie durchlaufen eine 6- bis 7-jährige Ausbildung mit militärischen und zivilen Anteilen. Nach 12 bis 15 Monaten militärischer Grundlagen- und Führungsausbildung, die von den Teilstreitkräften individuell gestaltet wird, absolvieren sie gewöhnlich ein vierjähriges Studium an einer der beiden Universitäten der Bundeswehr. Dabei sollen sie einen Master-Abschluss erlangen. Nach dem Studium wird die militärische Ausbildung an den Offizier- und Truppenschulen fortgesetzt.

Piloten leisten mindestens 16 Jahre Dienst. Teilweise erhalten auch sie die Möglichkeit für ein Studium an einer Bundeswehruniversität.

Mit Ausnahme ziviler Vertragsärzte sind die Ärzte in der Bundeswehr Offiziere. Diese Sanitätsoffiziere werden meist als Sanitätsoffizieranwärter eingestellt. Sie verpflichten sich für 17 Jahre und studieren an zivilen Universitäten. Außerdem erhalten sie vor dem Studium eine dreimonatige soldatische Basisausbildung (je nach Teilstreitkraft zusammen mit Offizieranwärtern des Truppendienstes), die durch einen Offizierlehrgang im Studium und militärische Ausbildung nach dem Studium ergänzt wird.

Sofern entsprechende Eignung, Leistung und Befähigung besteht, können sich Zeitoffiziere zur Übernahme in das Dienstverhältnis eines Berufssoldaten bewerben oder werden von entsprechenden Vorgesetzten dafür vorgeschlagen.

Bewerber mit abgeschlossenem Studium können bei Eignung und vorliegendem Bedarf mit höherem Dienstgrad eingestellt werden. Sie absolvieren, abgesehen vom Studium, dieselben Ausbildungsabschnitte. Leistungsstarke Offiziere können sich für eine Übernahme als Berufssoldat bewerben.

Ehemalige Zeit- und Berufsoffiziere können den Status "Reserveoffizier" erhalten und im Rahmen von Wehrübungen Dienst leisten, u.a. auch im Rahmen von Auslandseinsätzen.

Auf Verwendungen mit höherer Verantwortung oder speziellen Aufgabenbereichen werden Offiziere in der Regel auf entsprechenden Lehrgängen vorbereitet. Besonders geeignete Offiziere erhalten die Möglichkeit an der General- bzw. Admiralstabsausbildung an der Führungsakademie der Bundeswehr oder ähnlichen Einrichtungen anderer Staaten teilzunehmen.

Offiziere des militärfachlichen Dienstes

Feldwebeldienstgrade, die sich durch besondere Leistung und Befähigung ausgezeichnet haben, können in die Laufbahn der Offiziere des militärfachlichen Dienstes wechseln. Wenn sie ausgewählt wurden, besuchen sie spezielle Lehrgänge an Fach- und Offizierschulen. Der höchste Dienstgrad dieser Laufbahn ist der Stabshauptmann oder bei der Marine Stabskapitänleutnant in der Besoldungsgruppe A 13. Im 39. Lebensjahr und im Dienstgrad Hauptmann kann der Antrag auf einen Wechsel in die Laufbahn Offizier Truppendienst gestellt werden.

Bundeswehrverwaltung

Die Bundeswehr beschäftigt derzeit in der Bundeswehrverwaltung und in den Streitkräften mehr als 90.000 zivile Fachkräfte (etwa 26.000 Beamte und etwa 64.000 Arbeitnehmer). Sie gehört somit zu den größten Arbeitgebern und Ausbildungsbetrieben in Deutschland.

Diese sind in den verschiedensten Berufen und Aufgabenbereichen im gesamten Bundesgebiet eingesetzt und spielen eine wesentliche Rolle in der Verwaltung der Armee. Sie arbeiten somit als Dienstleister für die militärischen Organsiationsbereiche. Bis 2012 war die Bundeswehrverwaltung in die Territoriale Wehrverwaltung und den Rüstungsbereich sowie die kleinen Organisationsbereiche Rechtspflege und Militärseelsorge unterteilt. Seit 2012 bestehen die drei große Bereiche der Bundeswehrverwaltung: Personal (P), Ausrüstung, Informationstechnologie und Nutzung (AIN), Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen (IUD) und den kleinen Organisationsbereichen Rechtspflege sowie Militärseelsorge.

Berufsförderungsdienst (BFD)

Die schulische und berufliche Förderung der Soldaten bestimmt sich nach dem zweiten Teil des Soldatenversorgungsgesetz. Nach diesen Vorschriften ermöglicht die Bundeswehr den Soldaten (sowohl Soldaten auf Zeit, als auch freiwillig Wehrdienstleistenden und Berufssoldaten) sich während, am Ende und nach dem Ende der Dienstzeit für den zivilen Arbeitsmarkt höher zu qualifizieren oder vorhandene Kenntnisse aufzufrischen. Der Berufsförderungsdienst (BFD) unterstützt die Aus- und Weiterbildung finanziell beim Besuch von externe Maßnahmen und führt mit seinen Kooperationspartnern auch eigene, für den Soldaten kostenfreie Lehrgänge (internen Maßnahmen), durch. Der zeitliche Umfang des BFD-Anspruches sowie damit verbunden die Höhe des finanziellen Anspruchs eines Soldaten ist im Wesentlichen von der Verpflichtungsdauer in der Bundeswehr abhängig.

Im Rahmen der schulischen und beruflichen Förderung ist es zum Beispiel möglich das Abitur nachzuholen, sich beruflich neu zu orientieren oder ein MBA-Studium zu finanzieren.

Ferner unterstützt der Berufsförderungsdienst Soldaten auch bei der Suche nach einem geeigneten Arbeitgeber. Unter bestimmten Umständen stellt er auch hier finanzielle Hilfen, wie den Einarbeitungszuschuss, zur Verfügung.

Für Maßnahmen der schulischen und beruflichen Förderung hat der BFD im Jahr 2011 rund 157 Mio. € aufgewendet.

Die Bundeswehr in der öffentlichen Wahrnehmung

Seit ihrer Gründung wird die Bundeswehr von einer kritischen Öffentlichkeit genau beobachtet. Dabei ging es zum einen um individuelles Fehlverhalten, zum anderen um die Institution Bundeswehr als Ganzes. Fehlentwicklungen wurden von Politik und Presse oft mit großem Echo in der Bevölkerung diskutiert. Die politische Debatte drehte sich in den Anfangsjahren um die Wiederbewaffnung selber, den nichtmilitärischen Aufbau der Bundeswehrverwaltung (Ernst Wirmers Zwei-Säulen-Konzept das sich im Grundgesetz niedergeschlagen hatte) und – ab 1990 – vor allem um die Auslandseinsätze.

Die Minister Franz Josef Strauß, Georg Leber, Gerhard Stoltenberg, Rudolf Scharping und Karl-Theodor zu Guttenberg verloren jeweils durch Affären ihr Amt; auch Manfred Wörner stand kurz vor dem Rücktritt. Die Minister Theodor Blank und Rupert Scholz hielten sich nur kurze Zeit im Amt. Franz Josef Jung trat im nachfolgenden Amt als Bundesminister für Arbeit und Soziales zurück. Deshalb gilt das Amt des Bundesministers der Verteidigung als „Schleudersitz für Politiker“.

In den 1950er bis 1970er Jahren gab es eine breite Diskussion über das Verhältnis der Bundeswehr zur Gesellschaft. Aspekte der Diskussion waren die Herkunft vieler Vorgesetzter aus der Wehrmacht, die Anwendung der Inneren Führung und das Verhältnis der Bundeswehr zu den Gewerkschaften. Im Zusammenhang mit dem Gewerkschaftserlass bat zum Beispiel der damalige Generalinspekteur, General Heinz Trettner, 1966 um seine Entlassung.

Benennung von Kasernen, Schiffen und weiteren Einrichtungen

Die Benennung von Kasernen und Straßen innerhalb von Kasernen, Einheiten und Schiffen nach historisch belasteten Militärangehörigen führte immer wieder zu Diskussionen in der Öffentlichkeit und in der Truppe. Auf Initiative verschiedener Bürger und Politiker kam es zu einer Reihe von Umbenennungen wie im Falle der früheren Generaloberst-Dietl-Kaserne (1995) oder des früheren Jagdgeschwader 74 Werner Mölders (2005). Zur Begründung von Umbenennungen wird üblicherweise auf Fehlverhalten der vormaligen Namensgeber und die Wertebindung der neuen Namensgeber verwiesen.

Nach Meldungen über „besondere Vorkommnisse“ mit rechtsradikalem oder rechtsextremem Hintergrund innerhalb der Bundeswehr 1998 wurde Kritik geäußert, dass das Bundesverteidigungsministerium es stets abgelehnt hat, sich bis auf die allgemeine Formel, dass die Wehrmacht als Institution für die Bundeswehr nicht traditionsfähig sei, offiziell der Diskussion um Verantwortung und Schuld der Wehrmacht zu stellen und eine Abgrenzung der Wehrmacht von der Bundeswehr und ihren demokratischen Grundlagen zu formulieren. Dadurch sei es versäumt worden, der Legendenbildung und der Argumentation von ewig Gestrigen den Boden zu entziehen.

Einem demokratischen Selbstverständnis der Bundeswehr sei zudem abträglich, so wird kritisiert, dass die vom Heeresamt herausgegebenen „Hilfen für den Gefechtsdienst“ die Ausbildung der Kampftruppen an Fallbeispielen des Zweiten Weltkrieges orientierten, indem sie bis 2009 auch Quellen des ehemaligen Pressechefs im NS-Außenministerium Paul Karl Schmidt, konkret aus dessen unter seinem Nachkriegspseudonym Paul Carell verfassten Bestseller „Verbrannte Erde“, enthielten.

Tote der Bundeswehr und Gedenken

Mehr als 3000 Bundeswehrangehörige starben seit 1955 im Dienst. An sie erinnert heute das Ehrenmal der Bundeswehr in Berlin. Meist waren Unfälle die Todesursache; nicht wenige davon waren durch mangelhaftes Material, schlechte Ausbildung und teilweise ungenügende Dienstvorschriften verursacht. Dies betraf vor allem die im Aufbau befindliche Luftwaffe der 1950er und 1960er Jahre; allein in dieser Teilstreitkraft gab es bis 1993 insgesamt 813 „tote militärische Personen“. Die größten einzelnen Unfälle betrafen den Absturz eines C-160 TRANSALL Transportflugzeuges der Luftwaffe am 9. Februar 1975 auf Kreta mit 42 toten Soldaten sowie das U-Boot Hai der Marine, das am 14. September 1966 auf der Doggerbank sank. 18 Soldaten ließen dabei ihr Leben. Lediglich ein Besatzungsmitglied überlebte. Es wurde nach 14 Stunden im Nordseewasser von der Besatzung eines britischen Fisch-Trawlers geborgen.

Für die Toten der Teilstreitkraft Marine gibt es das Marine-Ehrenmal Laboe als zentrale Mahn- und Gedenkstätte. In Laboe liegen Gedenkbücher aus, welche die Namen der Marinetoten enthalten. Die Namen der Toten des Heeres und der Luftwaffe, darunter viele, die bei Unfällen mit dem Kampfflugzeug Starfighter starben, bleiben bisher weitgehend ungenannt. Ein Gedenken an sie findet zum Leidwesen vieler Angehöriger nicht statt. In aller Regel wurde in den Untersuchungsberichten solcher Flugunfälle als Ursache „menschliches Versagen“ angegeben.

Das Ehrenmal der Luftwaffe und der Luftfahrt befindet sich in der Nähe des ehemaligen Fliegerhorstes Fürstenfeldbruck und wurde am 18. November 1962 eingeweiht.

Für die Toten der Teilstreitkraft Heer wurde 1972 auf der Festung Ehrenbreitstein in Koblenz das Ehrenmal des Deutschen Heeres geschaffen. Es erinnert an die gefallenen Soldaten in den beiden Weltkriegen und die im Einsatz und im Friedensbetrieb ums Leben gekommenen Soldaten des Heeres.

Darüber hinaus nahmen sich über 3400 Soldaten im Dienst das Leben. Sie fanden keine Erwähnung im Ehrenmal der Bundeswehr, das im übrigen aufgrund einer lückenhaften Datenbasis auch manch anderen infragekommenden Namen nicht nennt.

Eine Schwierigkeit besteht dabei darin, in einer so genannten postheroischen Gesellschaft eine angemessene Form für das Gedenken an während ihres Dienstes ums Leben gekommene Soldaten zu finden.

 

 

Die Luftwaffe ist neben Heer und Marine eine der drei Teilstreitkräfte der deutschen Bundeswehr.

Geschichte

Gründungsjahre

Die ersten Freiwilligen der in den Anfangsjahren der Bundeswehr teilweise noch umgangssprachlich Bundesluftwaffe genannten Luftwaffe traten im Januar 1956 in Nörvenich in der Luftwaffenlehrkompanie ihren Dienst an. Im gleichen Jahr wurden zahlreiche Dienststellen aufgestellt und die Luftwaffe erhielt ihre ersten Luftfahrzeuge. Eine besondere Herausforderung bestand darin, die fehlende Expertise im Aufbau einer modernen Luftwaffe zu kompensieren. Im verstrichenen Zehn-Jahres-Zeitraum seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs hatten sich die Grundlagen der Führung und logistischen Versorgung von Luftstreitkräften, vor allem durch die umfassende Nutzung von Strahlflugzeugen und Flugabwehrraketensystemen, sowie durch die Fokussierung auf den Einsatz nuklearer Bewaffnung erheblich verändert.

Die Führung der Einsatzkräfte der Luftwaffe erfolgte zunächst durch die zwei Luftwaffengruppen Nord und Süd, die in Angleichung an die NATO-Struktur mit der britisch geprägten 2. und US-amerikanisch geprägten 4. Allied Tactical Air Force (ATAF), deren Verantwortungsbereich jeweils nördlich beziehungsweise südlich einer gedachten Linie Aachen–Kassel lagen, aufgestellt wurden. Das Allgemeine Luftwaffenamt, später in Luftwaffenamt umbenannt, war für zentrale Aufgaben zuständig.

1957 begann der Aufwuchs der Dienstbereiche der Luftwaffe. So wurden in Rendsburg Teile der Heeresflugabwehrtruppe übernommen, woraus die Flugabwehr(raketen)truppe der Luftwaffe entstand, das Lufttransportgeschwaders 61 wurde in Erding als erster fliegender Verband und das Jagdbombergeschwader 31 in Nörvenich als erster Kampfverband aufgestellt. 1958 wurden die ersten Wehrpflichtigen in die Luftwaffe einberufen, ein Jahr später nahm die Teilstreitkraft mit dem ersten Flugkörperverband (Flugkörpergruppe 11 in Kaufbeuren) mit dem taktischen, atomar bestückbaren Flugkörper Matador 1958 und dem ersten Jagdverband, dem Jagdgeschwader 71 in Ahlhorn mit Canadair F-86 Sabre, weiter Gestalt an. Die Luftstreitkräfte der Bundesrepublik bestanden aus der Luftwaffe und Teilen der Marine; ab 1956 begann auch die Aufstellung der westdeutschen Marineflieger.

Am 22. Oktober 1959 stürzten zwei F-84F-Kampfflugzeuge der Luftwaffe bei einem Übungsflug in der Tschechoslowakei ab, siehe hierzu: Jagdbombergeschwader 34.

1960 begann die Ausbildung der ersten Flugzeugführer auf der Lockheed F-104; im selben Jahr wurden die ersten „Starfighter“ in den Truppendienst übernommen. Die Ära dieses Waffensystems in der Luftwaffe endete erst 1991 mit dem „Last Flight“ einer F-104 auf dem Flugplatz Manching. Umstände der Beschaffung, Mängel bei der Einführung und eine Absturzserie führten Mitte der 1960er-Jahre in der Bundesrepublik zur Starfighter-Affäre. Als Lockheed-Skandal beschäftigte das problematische Flugzeug auch in anderen Ländern Politik und Öffentlichkeit.

Die erste große Umgliederung

Im Jahr 1963 wurde die Luftwaffe erstmals umfassend umgegliedert. Den beiden Luftwaffengruppenkommandos Nord und Süd wurden je zwei querschnittlich aufgestellte Divisionen und eine Unterstützungsdivision zugeordnet. Aus Sorge, dass bei einem Angriff des Warschauer Paktes die Verbände im Norden – insbesondere in Schleswig-Holstein – abgeschnitten würden, wurde die 7. Luftwaffendivision aufgestellt, die durch die Bandbreite ihrer unterstellten Verbände praktisch eine kleine Luftwaffe innerhalb der Luftwaffe darstellte.

Nachdem bereits seit 1956 zahlreiches Personal in den USA ausgebildet wurde, intensivierte die Luftwaffe ab 1966 dort ihr Engagement. Das Deutsche Luftwaffenausbildungskommando USA/Kanada im Fort Bliss in El Paso, Texas, später Deutsches Luftwaffenkommando USA/Kanada wurde aufgestellt, die Raketenschule der Luftwaffe als Ausbildungseinrichtung für das Personal der Flugabwehrraketen- und der Flugkörpertruppe an den gleichen Standort verlegt und auch die fliegerische Grundschulung wurde ab 1966 in den USA durchgeführt. Um 1960 begann auch die Planung zur Aufstellung eines Luftwaffenausbildungskommandos in Beja im südlichen Portugal, das jedoch nie die Bedeutung der Einrichtungen in den USA hatte. Es wurde zu Beginn der 1990er-Jahre aufgelöst.

Noch deutlich höher als beim Starfighter waren die innerhalb weniger Jahre eingetretenen Verluste an Material und Menschen beim Einsatz der ersten Jet-Generation der Luftwaffe; unter diesen Mustern waren Anfang 1966 fast 300 Totalschäden zu verzeichnen.

Aufstellung für die nächsten 20 Jahre – eine neue Luftwaffenstruktur

Das Jahr 1967 bedeutete den Beginn einer erneuten Umgliederungsphase der Luftwaffe, die bis 1970 andauerte. Mit der Einnahme der neuen Luftwaffenstruktur sollte die Führung der Einsatzverbände mit dem neu geschaffenen Luftflottenkommando ab 1970 aus einer Hand erfolgen. Die beiden Luftwaffengruppen Nord und Süd wurden aufgelöst und vier Luftwaffendivisionen in reine Luftangriffs- und Luftverteidigungsdivisionen umgegliedert. Dem Luftwaffenamt wurden das Lufttransportkommando mit den Lufttransportgeschwadern, das Luftwaffenführungsdienstkommando mit den Fernmelderegimentern des Fernmeldeverbindungsdiensts, des Radarführungsdiensts und der Fernmeldeelektronischen Aufklärung, und das Luftwaffenausbildungskommando mit den allgemeinen Schulen und den Ausbildungsregimentern unterstellt. Ebenfalls neu aufgestellt wurde das Luftwaffenunterstützungskommando, das mit den beiden aus den Unterstützungsdivisionen hervorgegangenen Luftwaffenunterstützungsgruppenkommandos Nord und Süd sowie dem Materialamt der Luftwaffe für die gesamte Logistik, einschließlich Instandhaltung und -setzung, sowie deren Ausbildung verantwortlich wurde.

Ab Ende der 1960er- bis in die 1980er-Jahre wurden diverse Waffensysteme in der Luftwaffe eingeführt, die zum Teil bis heute im Bestand sind. 1968 wurde die erste C-160 Transall ausgeliefert und 1974 erfolgte die Umrüstung auf die McDonnell Douglas F-4F Phantom II, zunächst beim Jagdgeschwader 71. Ebenfalls 1974 erfolgte der Erstflug des Tornados, der ab 1981 in die Truppe eingeführt wurde. Beide Luftfahrzeuge ersetzten die F-104. 1978 wurde der Alpha Jet eingeführt und 1985 begannen die Planungen für das Projekt „Jäger 90“, das Jahrzehnte später im Eurofighter mündete. Auch die Flugabwehrraketentruppe erhielt neue Waffensysteme. So wurden die Nike Hercules außer Dienst gestellt und 1986 die ersten PATRIOT- und 1987 die ersten Roland-Systeme eingeführt. Gegen Ende des Kalten Krieges dienten in der Luftwaffe mehr als 100.000 Soldaten.

Zusammenführung der beiden deutschen Luftstreitkräfte

Mit der Wiedervereinigung 1990 stand die Luftwaffe – wie auch die beiden anderen Teilstreitkräfte – vor massiven Herausforderungen. Die Integration der Soldaten der Nationalen Volksarmee (NVA) der DDR musste – vor dem Hintergrund der geänderten Bedrohungs- und Finanzlage – bei einer gleichzeitigen Reduzierung von Personalstärke und Waffensystemen unter hohem Zeitdruck ablaufen.

Die in die Bundeswehr übernommenen ehemaligen Angehörigen der DDR-Luftstreitkräfte wurden mit verschiedenen Lehrgängen auf den Dienst in der Luftwaffe vorbereitet. Um die Auflösung der ehemaligen Luftstreitkräfte/Luftverteidigung und die Übernahme der Infrastruktur und Waffensysteme sowie die Integration der östlichen Bundesländer in die Luftverteidigung Deutschlands und der NATO zu unterstützen, stellte die Luftwaffe in Strausberg (Eggersdorf) die 5. Luftwaffendivision auf. Diese wurde 1994 nach Berlin-Gatow verlegt und in 3. Luftwaffendivision umbenannt. 1995 wurden die Luftwaffenverbände in den neuen Bundesländern der NATO unterstellt.

Die Einnahme der sogenannten Luftwaffenstruktur 4 bedeutete aber auch für die Verbände und Dienststellen in den westlichen Bundesländern erhebliche Veränderungen. Maßnahmen zur Umgliederung umfassten die Überführung des Luftflottenkommandos in das Luftwaffenführungskommando bei gleichzeitiger Unterstellung des Luftwaffenführungsdienstkommandos, des Lufttransportkommandos und der erneut aufgestellten zwei Luftwaffenkommandos Nord und Süd mit wiederum zu querschnittlichen Großverbänden umgegliederten Luftwaffendivisionen.

Mit der Ausphasung des Waffensystems Pershing entfiel ein Dienstteilbereich der Luftwaffe, mit der Abrüstung des Alpha Jets (bis 1997) wurden drei Jagdbombergeschwader aufgelöst.

Unvollendet: die Luftwaffenstrukturen 5 und 6

Beginnend im Jahr 2001 wurde die Luftwaffe im Rahmen der Einnahme der Luftwaffenstruktur 5 erneut massiv umgestellt. Geprägt war diese Phase durch Regionalisierung und Zentralisierung. Mit der Auflösung der Luftwaffenkommandos Nord und Süd erhielten die Luftwaffendivisionen wieder mehr Verantwortung. Ihnen wurden die Kampfverbände so zugeordnet, dass ein größtmöglicher regionaler Zusammenhang bestand. Im Bereich der Einsatzunterstützung wurden viele Aufgaben zentralisiert und von der Luftwaffe an die neu aufgestellten Organisationsbereiche Streitkräftebasis und Zentraler Sanitätsdienst übergeben.

2004 begann eine neue Ära für die Luftwaffe, als das Jagdgeschwader 73 den Ausbildungsflugbetrieb mit dem Eurofighter aufnahm, der zunächst die MiG-29 und die Phantom F-4F sowie später Teile der Tornado-Flotte ersetzen sollte.

Noch vor dem Abschluss aller Maßnahmen der Luftwaffenstruktur 5 ging die Luftwaffe 2005 zur Einnahme der Luftwaffenstruktur 6 über. Unter anderem gab die Bundeswehr hierbei mit der Auflösung des Lufttransportkommandos im Jahr 2010 Kompetenzen an das multinationale European Air Transport Command ab. Auch diese Luftwaffenstruktur wurde letztlich vor ihrer vollständigen Umsetzung durch neue Reformbemühungen überholt.

Seit 2007 beteiligt sich die Luftwaffe am ISAF-Einsatz in Afghanistan auch durch Aufklärung aus der Luft. Bis 2010 wurden hierfür Tornados, seit 2010 ausschließlich unbemannte Luftfahrzeuge genutzt.

Neuausrichtung der Bundeswehr

Die Neuausrichtung der Bundeswehr, die im Jahr 2010 eingeleitet wurde, führt zu grundlegenden Veränderungen in der Luftwaffe. Deutlich wird dies insbesondere in der völligen Umstrukturierung der Führungsorganisation mit Wegfall des Führungsstabs der Luftwaffe im Bundesministerium der Verteidigung. Am 26. Juni 2013 wurden das Luftwaffenführungskommando und das Luftwaffenamt sowie die nachgeordneten Kommandobehörden auf Divisionsebene, wie bislang die Luftwaffendivisionen, das Waffensystemkommando der Luftwaffe und das Luftwaffenausbildungskommando, aufgelöst. Zum gleichen Zeitpunkt wurden das Zentrum Luftoperationen der Luftwaffe, das Kommando Einsatzverbände Luftwaffe und das Kommando Unterstützungsverbände Luftwaffe neu aufgestellt. Bereits zum 1. Oktober 2012 wurde das Kommando Luftwaffe in der General-Steinhoff-Kaserne in Berlin-Gatow in Dienst genommen.

Auch bei den technischen bzw. logistischen Verbänden und Dienststellen kommt es ebenso wie bei den Einsatzverbänden zu erheblichen Veränderungen. Dies resultiert in erster Linie aus der verringerten Personalobergrenze der Luftwaffe und der Festlegung niedrigerer Umfänge der Hauptwaffensysteme. Teilstreitkraftübergreifende Aspekte der Umstrukturierung sind die Übernahme der Hubschrauber vom Typ CH-53 vom Heer bei gleichzeitiger Abgabe der NH90 und die Zusammenführung der Flugabwehr- und Flugabwehrraketenkräfte nach Auflösung der Heeresflugabwehrtruppe.

Am 1. April 2014 wurde das Luftfahrtamt der Bundeswehr in Köln-Wahn neu aufgestellt, das im Oktober 2014 arbeitsfähig sein soll. Es ist als eigenständiges Amt dem Bundesministerium der Verteidigung direkt unterstellt. Da die Luftwaffe einen großen Teil der ca. 500 Mitarbeiter stellt, Personal zum Betrieb des sogenannten Light Utility Helicopters beim Hubschraubergeschwader 64 ab 2015 erforderlich ist und da weiterer organisatorischer Anpassungsbedarf in der Teilstreitkraft erkannt wurde, kommt es zu einer ersten größeren Korrektur der eingeleiteten Maßnahmen der Neuausrichtung. Diese wird unter anderem in der erneuten Umstrukturierung der Führungsorganisation der Luftwaffe bis Mitte 2015 sichtbar und soll das Erreichen der festgelegten Dienstpostenumfänge bis Ende 2016 sicherstellen. Die beiden Kommandos Einsatz- und Unterstützungsverbände der Luftwaffe werden aufgelöst und durch das neue gemeinsame Luftwaffentruppenkommando ersetzt. Das Luftwaffentruppenkommando wurde zum 1. Juli 2015 aufgestellt.

Auftrag und Aufgaben

Die Luftwaffe bringt die besonderen Fähigkeiten von Luftstreitkräften zur Erfüllung des Auftrags der Bundeswehr ein.

In diesem Rahmen ist sie für die Überwachung und den Schutz des Luftraums über Deutschland zuständig. Dazu werden bereits im Frieden durch die Jagd- und Einsatzführungsverbände lufthoheitliche Aufgaben wahrgenommen. Sie hält Kräfte bereit, die in Konflikten und Kriegen zur Kampf- und Einsatzunterstützung militärischer Operationen von Heer und Marine und zur Bekämpfung strategisch bedeutender Ziele aus der Luft eingesetzt werden können. Insbesondere die Lufttransportverbände tragen zu humanitären Hilfeleistungen und Friedensmissionen der Vereinten Nationen und zu nationalen Such-, Rettungs- und Evakuierungseinsätzen bei.

Dienstbereiche

Die Luftwaffe lässt sich analog zu den Truppengattungen beim Heer grob in die folgenden Dienstbereiche untergliedern:

Flugabwehrraketendienst: Das Flugabwehrraketengeschwader 1 mit dem Waffensystem PATRIOT und MANTIS ist in der Lage, zugewiesene Lufträume gegen Flugzeuge, Hubschrauber, unbemannte Luftfahrzeuge und RAM-Ziele (Raketen, Artilleriegeschosse und Mörser) in allen Höhenbändern zu schützen. Durch die derzeitigen Umrüstungsmaßnahmen wird deren Fähigkeit verbessert, taktisch-ballistische Raketen zu bekämpfen.

Die Geschwader des Fähigkeitsbereichs Luft im Kommando Einsatzverbände der Luftwaffe unterteilen sich in die Kampf- und die Lufttransportverbände.

Drei Lufttransportgeschwader und ein Hubschraubergeschwader stellen mit der A400M, der Transall C-160 und der CH-53 die Versorgung von Verbänden aus der Luft in praktisch allen Einsatzgebieten sicher, in denen sich Kräfte der Bundeswehr befinden.

Die Flugbereitschaft des Bundesministeriums der Verteidigung leistet neben dem parlamentarischen Flugbetrieb einen wichtigen Beitrag für alle Einsätze deutscher und verbündeter Streitkräfte durch den schnellen Rücktransport von verwundetem Personal (Strategic Air Medical Evacuation) in Zusammenarbeit mit dem Sanitätsdienst. Durch die Umrüstung der Airbus A310 zum Tankflugzeug steht der Luftwaffe zudem eine Engpassressource zur Verfügung.

Das Taktische Luftwaffengeschwader 74 und das Taktische Luftwaffengeschwader 31 mit seiner Taktischen Luftwaffengruppe „Richthofen“ stellen mit dem Waffensystem Eurofighter die Lufthoheit über Deutschland sicher. Im Einsatz werden sie zunächst – bis zum Aufwuchs der vollen Mehrrollenfähigkeit des Eurofighters – zum Schutz von Lufträumen und bei verbundenen Luftkriegsoperationen zur Begleitung von Transport- und Luftangriffskräften eingesetzt. Das Taktische Luftwaffengeschwader 73 ist der Ausbildungsverband für die Eurofighter-Piloten der deutschen Luftwaffe und des österreichischen Bundesheers.

Das Taktische Luftwaffengeschwader 33 ist mit dem Waffensystem Tornado ausgerüstet. Sein Aufgabenspektrum umfasst den Kampf gegen Luftstreitkräfte am Boden, Abriegelung aus der Luft, Luftnahunterstützung und die Sicherstellung der nuklearen Teilhabe. Aufgaben des Taktischen Luftwaffengeschwaders 51 sind die Luftaufklärung durch bemannte und unbemannte Luftfahrzeuge sowie die Unterdrückung gegnerischer Luftverteidigungssysteme mit dem Tornado ECR.

Der Objektschutz der Luftwaffe umfasst neben der infanteristischen Sicherung von Objekten und Stellungen auch die logistische Unterstützung im Einsatzgebiet, den Brandschutz (militärische Feuerwehr) und den Pionierdienst (zum Beispiel zur Startbahnschnellinstandsetzung).

Der Fähigkeitsbereich Logistik/Nutzung im Kommando Unterstützungsverbände der Luftwaffe ist, in enger Zusammenarbeit mit der Industrie, für die Instandhaltung, Instandsetzung und Versorgung von Waffensystemen und von luftstreitkräftetypischem Gerät verantwortlich. Dazu zählen unter anderem auch fliegende Waffensysteme, Flugsicherungs- und Navigationsanlagen anderer Teilstreitkräfte. Zur Erfüllung dieser Aufgaben verfügt die Luftwaffe über spezialisierte Verbände und Dienststellen der Waffensystemunterstützungszentren 1 und 2 und über die Technischen Gruppen der fliegenden Geschwader.

Der Führungsdienst der Luftwaffe

stellt über den Führungsunterstützungsbereich der Luftwaffe die luftwaffenspezifischen IT-Anbindungen der Gefechtsstände, Stäbe und Verbände – auch im Einsatz – sicher und koordiniert bei Bedarf Unterstützung durch die Streitkräftebasis.

trägt zur örtlichen und überörtlichen Flugsicherung bei. Siehe auch Amt für Flugsicherung der Bundeswehr

überwacht über den Einsatzführungsdienst im Fähigkeitsbereich Boden des Kommando Einsatzverbände an sieben Tagen in der Woche rund um die Uhr unter Führung eines NATO-Gefechtsstands oder der Operationszentrale Luftwaffe durch eigene Radargeräte und/oder Zuschaltung ziviler Daten den Luftraum. Auf Grundlage dieser Informationen können Jagdflugzeuge der Alarmrotten geleitet werden, um Luftfahrzeuge abzufangen und zu identifizieren, beziehungsweise können Flugabwehrraketensysteme auf zu bekämpfende Ziele voreingewiesen werden. Durch eine verlegefähige Komponente kann diese Fähigkeit auch in Einsätzen eingebracht werden.

Organisation und Führung

An der Spitze der Luftwaffe steht der Inspekteur der Luftwaffe im Kommando Luftwaffe. Als truppendienstlicher Vorgesetzter seiner Teilstreitkraft untersteht er dem Generalinspekteur der Bundeswehr. Die Luftwaffe gliedert sich unterhalb des Kommandos Luftwaffe in das Zentrum Luftoperationen der Luftwaffe in Kalkar und das Luftwaffentruppenkommando mit seinem Sitz in der Luftwaffenkaserne Wahn am Standort Köln.

Zentrum Luftoperationen

Aufgaben

Das Zentrum Luftoperationen der Luftwaffe ist am Standort Kalkar/Uedem (Von-Seydlitz-Kaserne) beheimatet und aus dem Kommando Operative Führung Luftstreitkräfte hervorgegangen. Das Zentrum ist mit Aufgaben rund um die Planung von Luftoperationen betraut. Dies beinhaltet, dass luftwaffenspezifische Aufgaben der Operationsführung durch die Luftwaffe, wahrzunehmende nationale Aufgaben in Deutschland (u.a. Aufgaben der bisherigen Dienststellen Führungszentrale Nationale Luftverteidigung, Weltraumlagezentrum, Führungszentrum Luftwaffe) in einer Operationszentrale Luftwaffe zusammengefasst sind. Zur durchhaltefähigen Wahrnehmung der Aufgaben des Militärischen Nachrichtenwesens für die taktisch-operative Ebene im Einsatz ist ein „Air Intelligence Centre“ im Sinne eines Kompetenzzentrums für luft- und weltraumspezifische Intelligence-Angelegenheiten im Zentrum Luftoperationen aufgestellt. Darüber hinaus sind die Aufgaben zur Gestellung eines NATO-Hauptquartiers für Planung und Führung von Luftoperationen im Einsatzfall in das Zentrum Luftoperationen integriert.

Unterstellte Verbände/Dienststellen

Deutscher Anteil (DtA) an Allied Air Command Ramstein

Deutscher Anteil (DtA) an Joint Air Power Competence Centre

Deutscher Anteil (DtA) an EATC dem Europäischen Lufttransportkommando in Eindhoven, NLD

Deutscher Anteil (DtA) an NATO Airborne Early Warning & Control Force Command in Geilenkirchen

Deutscher Anteil (DtA) an AGS in Sigonella, ITA

Deutsche Anteile (DtA) an der NATO/EU-Organisation

Verbindungsorganisation der Luftwaffe zu Heer und Marine, wie zum Beispiel das Verbindungskommando zum Eurokorps oder zum Marinekommando

Luftwaffenunterstützungsgruppe Kalkar

Einsatzführungsbereich 2 in Erndtebrück

Einsatzführungsbereich 3 in Schönewalde

Führungsunterstützungsbereich der Luftwaffe in Köln-Wahn

Luftwaffentruppenkommando

Aufgaben

Dem Luftwaffentruppenkommando unterstehen alle Einsatz- und Unterstützungsverbände der Luftwaffe. Es stellt sicher, dass für Einsätze fertig ausgebildete und ausgerüstete Luftwaffenkräfte zur Verfügung stehen und ist auch für deren Weiterentwicklung zuständig. Es hat jedoch keinen Auftrag zur operationellen Führung seiner unterstellten Kräfte. Diese würde im Einsatz durch multinationale Gefechtsstände der NATO oder der EU oder bei nationalem Einsatz durch das Zentrum Luftoperationen erfolgen. Bereits im Frieden sind Teile der Verbände NATO-assigniert.

Unterstellte Verbände/Dienststellen

Für seine Auftragserfüllung unterstehen dem Kommando direkt:

Zentrum für Luft- und Raumfahrtmedizin der Luftwaffe in Köln-Wahn

Das Luftwaffentruppenkommando besteht aus den drei Fähigkeitsbereichen Luft (Fliegende Verbände), Boden (Bodengebundene Verbände) und Unterstützung (Unterstützungsverbände).

Fliegende Verbände

Taktisches Luftwaffengeschwader 31 „Boelcke“ in Nörvenich und Wittmund

Taktische Luftwaffengruppe „Richthofen“ in Wittmund, bis 2016 geplanter Aufwuchs zum Geschwader

Taktisches Luftwaffengeschwader 33 in Büchel

Taktisches Luftwaffengeschwader 51 „Immelmann“ in Jagel

Taktisches Luftwaffengeschwader 73 „Steinhoff“ in Laage

Taktisches Luftwaffengeschwader 74 in Neuburg an der Donau

Lufttransportgeschwader 61 in Penzing

Lufttransportgeschwader 62 in Wunstorf

Lufttransportgeschwader 63 in Hohn

Hubschraubergeschwader 64 in Laupheim und Holzdorf

Flugbereitschaft des Bundesministeriums der Verteidigung in Köln-Wahn und Berlin-Tegel

Fliegerisches Ausbildungszentrum der Luftwaffe (Holloman AFB, Alamogordo, New Mexico)

Taktisches Ausbildungskommando der Luftwaffe Italien (Militärflugplatz Decimomannu, Sardinien)

Zentrum Elektronischer Kampf Fliegende Waffensysteme in Kleinaitingen Bayern

Bodengebundene Verbände

Flugabwehrraketengeschwader 1 „Schleswig-Holstein“ in Husum

Objektschutzregiment der Luftwaffe „Friesland“ in Schortens

Offizierschule der Luftwaffe in Fürstenfeldbruck

Unteroffizierschule der Luftwaffe in Appen und Heide

Luftwaffenausbildungsbataillon in Germersheim

Luftwaffenunterstützungsgruppe Wahn in Köln-Wahn

Unterstützungsverbände

Waffensystemunterstützungszentrum 1 in Erding

Waffensystemunterstützungszentrum 2 in Diepholz

DDO/DtA Nato Programming Center NPC in Glons, Belgien

Technisches Ausbildungszentrum Luftwaffe in Fassberg

Personal

Soldaten

Die Luftwaffe hat einen Personalumfang von etwa 29.000 Soldaten und ist somit nach dem Heer die zweitgrößte Teilstreitkraft. Alle Laufbahnen und Verwendungen stehen bei Eignung für die vorgesehene Stelle auch weiblichen Soldaten offen.

Da der in vielen Bereichen hohe Grad der Technisierung häufig eine entsprechende Spezialisierung und aufwändige fachliche Qualifikation erfordert, ist der Anteil von Unteroffizieren und Offizieren gerade in den fliegenden Verbänden sehr hoch.

Zivilpersonal

Der Umfang des Zivilpersonals wird in wenigen Jahren 5.950 Beamte und Beschäftigte betragen. Eine Verwendung dieser Kräfte erfolgt beispielsweise in hoher Zahl in der Instandsetzung und bei der Feuerwehr. Ziviles Personal hat gegenüber militärischem den Vorteil, dass es eine höhere Verfügbarkeit (Facharbeitszeit) im jeweiligen Aufgabenbereich hat. Anders als bei Soldaten entfallen bei ihm zahlreiche militärspezifische oder laufbahntechnische Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen mit hohen Abwesenheitszeiten.

Dienstgrade/Uniform

Die Bezeichnung der Dienstgrade sind mit denen der Teilstreitkraft Heer identisch.

Der Feldanzug bei Luftwaffe und Heer ist grundsätzlich identisch. Zur Unterscheidung dienen beim Feldanzug an den Dienstgradabzeichen angebrachte stilisierte Schwingen statt den beim Heer üblichen farbigen Litzen.

Der Dienstanzug der Luftwaffe ist dunkelblau mit goldgelben Kragenspiegeln. Als Kopfbedeckung wird ein blaues Schiffchen oder eine blaue Schirmmütze getragen. Lediglich für die Objektschutzkräfte ist ein dunkelblaues Barett vorgesehen.

Ausblick

Am 20. September 2011 hat Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière bekannt gegeben, dass im Rahmen der Neuausrichtung der Bundeswehr geplant ist, die Anzahl der militärischen Dienstposten (d.h ohne die Soldaten, die sich in Aus- und Weiterbildung befinden) bei der Luftwaffe auf maximal 23.000 zu reduzieren. Davon sollen 22.050 Berufssoldaten/Zeitsoldaten und zwischen 500 und 950 Freiwillig Wehrdienstleistende (FWD) sein.

Ausbildung

Die Grundausbildung von Luftwaffenpersonal wird durch das Luftwaffenausbildungsbataillon an den Standorten Roth und Germersheim durchgeführt. Die Ausbildung des Führungsnachwuchses erfolgt an der Unteroffizierschule der Luftwaffe in Appen bzw. Heide und der Offizierschule der Luftwaffe in Fürstenfeldbruck.

Luftwaffenoffiziere des Truppendienstes studieren wie die Offiziere der anderen Teilstreitkräfte in der Regel an einer der beiden Universitäten der Bundeswehr, Offiziere des militärfachlichen Dienstes besuchen die Fachschule der Luftwaffe in Faßberg.

Für die fachliche Ausbildung ihres Personals unterhält die Luftwaffe zentrale Ausbildungseinrichtungen und -verbände. Flugzeugtechniker und Flugsicherungspersonal werden am Technischen Ausbildungszentrum der Luftwaffe Abt. Süd in Kaufbeuren, Techniker für Hubschrauber am Technischen Ausbildungszentrum der Luftwaffe Abt. Nord in Faßberg ausgebildet. Die Ausbildung des Personals des Einsatzführungsdienstes erfolgt beim Einsatzführungsbereich 2 in Erndtebrück, die des Personals des Flugabwehrraketendienstes am Taktischen Aus- und Weiterbildungszentrum Flugabwehrraketen Luftwaffe im Fort Bliss in Texas.

Personal des fliegerischen Dienstes durchläuft zunächst gemeinsam eine Grundlagenausbildung bei der 3. Deutschen Luftwaffenausbildungsstaffel beim Airline Training Center Arizona in Goodyear, Arizona. Anschließend werden Jet-Piloten zum Euro NATO Joint Jet Pilot Training (ENJJPT) auf der Sheppard AFB, Wichita Falls in Texas und Waffensystemoffiziere zur 2. Deutsche Luftwaffenausbildungsstaffel auf der Pensacola in Florida versetzt. Zukünftige Tornado-Besatzungen werden anschließend beim Fliegerischen Ausbildungszentrum der Luftwaffe auf der Holloman AFB, Alamogordo in New Mexico zur Waffensystemausbildung zusammengeführt. Angehende Eurofighter-Piloten erwerben nach der Teilnahme am ENJJPT beim Taktischen Luftwaffengeschwader 73 in Laage die Musterberechtigung auf ihrem zukünftigen Kampfflugzeug.

Hubschrauberpiloten erhalten streitkräftegemeinsam ihre Grundlagenausbildung an der Heeresfliegerwaffenschule in Bückeburg. Transportflugzeugpiloten durchlaufen zunächst die fliegerische Grundlagenausbildung bei der 4./Lufttransportgeschwader 62 in Bremen, die mit der Lufthansa Flight Training GmbH zusammenarbeitet. Die Musterberechtigung erwerben Transall-Piloten bei der 3./Lufttransportgeschwader 62 in Wunstorf.

Für die Steuerung der lehrgangsgebundenen Ausbildung ist grundsätzlich die Kommandobehörde zuständig, der die entsprechende Ausbildungseinrichtung untersteht; die taktische, rollenspezifische Ausbildung liegt in der Verantwortung der Einsatzverbände.

Ausrüstung

Waffensysteme/Großgerät

Die Luftwaffe verwendet seit ihrer Aufstellung hauptsächlich Gerät, das in multinationaler Kooperation entwickelt oder von NATO-Staaten gekauft und/oder in Lizenz gebaut wurde. Eine Übersicht über Flugzeuge findet sich in der Liste von Luftfahrzeugen der Bundeswehr.

Zahlreiche historische Exponate können im Militärhistorischen Museum Flugplatz Berlin-Gatow (vormals: Luftwaffenmuseum der Bundeswehr) in Berlin-Gatow besichtigt werden.

Derzeit verwendetes bodengebundenes Großgerät der Luftwaffe umfasst im Einsatzführungsdienst diverse Großradargeräte verschiedener Hersteller und die Waffensysteme PATRIOT und MANTIS, die dem Flugabwehrraketengeschwader 1 unterstellt sind.

Für die Jet-Ausbildung in den USA werden die Beechcraft T-6 und die Northrop T-38 als Schulflugzeuge eingesetzt.

Die Verbände des Lufttransports sind mit der A400M, Transall C-160 und mit Hubschraubern vom Typ CH-53 ausgerüstet.

Die Flugbereitschaft des Bundesministeriums der Verteidigung nutzt die Muster Airbus A340-300 VIP (2 Stück), Airbus A310 (6 Stück), Airbus A319CJ (2), Bombardier Global 5000 (4) und Aérospatiale AS 332 Cougar (3) insbesondere zum Personentransport. Eine besondere Rolle nimmt der A310 ein, der in der Version MRTT (4 von 6) zudem als Fracht- und Tankflugzeug und zum Transport von Verwundeten und Erkrankten eingesetzt werden kann.

Die Kampfverbände verfügen über den Eurofighter als Jagdflugzeug und den Panavia Tornado als Aufklärer und Jagdbomber und in der speziellen Rolle zur Unterdrückung gegnerischer Luftverteidigung. Zukünftig soll auch der Eurofighter in der Luft- Boden Rolle einsetzbar sein und somit Teile der Panavia Tornado Flotte ersetzen, hierzu sind ua. Präzissionsbomben vom Typ GBU-48 Paveway geplant. Seit 2010 betreibt die Luftwaffe drei geleaste Heron 1 und zwei Bodenstationen der Herstellerfirma Israel Aerospace Industries (IAI) aus Israel. Diese Luftfahrzeuge werden ausschließlich in Afghanistan eingesetzt.

Modernisierungsvorhaben

Die politische Kontroverse vor Entscheidungen zur Entwicklung und Beschaffung von Großgerät der Luftwaffe ist aufgrund der technischen Risiken und insbesondere der hohen Kosten groß.

Neben zahlreichen Maßnahmen zur Verbesserung der Einsatzfähigkeit sind die Projekte mit dem größten finanziellen Umfang die laufende Einführung des Eurofighters als Ersatz für die F-4F Phantom sowie für Teile der Tornado-Flotte und die Beschaffung des Airbus A400M als Nachfolgemuster für die C-160 Transall. Ursprünglich sollten 180 Eurofighter in drei Tranchen bestellt werden. Von den ursprünglich 68 Eurofightern der dritten und letzten Tranche wurden im Juli 2009 jedoch nur 31 Flugzeuge als Tranche 3A bestellt. Ob die restlichen 37 Maschinen der Tranche 3B noch beschafft werden, ist unklar. Auch der beabsichtigte Bestand von 40 A400M in der Luftwaffe ist noch nicht endgültig festgelegt, da auch hier die vertraglich vereinbarte Stückzahl darüber liegt. Derzeit sind vertraglich 53 Flugzeuge bestellt, die Luftwaffe beabsichtigt aber den Weiterverkauf von 13 Einheiten über den Hersteller. Im Januar 2015 wurde bekannt, dass durch Probleme bei der Rumpfmontage im Werk Bremen, gravierende Auslieferungsverzögerungen für 2015 zu befürchten sind, die den Zulauf der Maschinen erheblich verlangsamen.

Der ursprünglich geplante Ersatz der UH-1D der Luftwaffe durch den Transporthubschrauber NH90 in den kommenden Jahren wird durch die Übergabe dieses Luftfahrzeugmusters an das Heer als alleinigen Nutzer hinfällig.

Für die Signalverarbeitende Luftgestützte Weitreichende Überwachung und Aufklärung (SLWÜA) war die Einführung eines hochfliegenden unbemannten Luftfahrzeug – UAV mit großer Reichweite (HALE) des Typs RQ-4E Euro Hawk mit einem Aufklärungssystem (Integrated SIGINT System – ISIS) als Ersatz für die ausgesonderte Breguet Atlantic der Marine geplant. Im Jahre 2013 wurde das Projekt aus Kostengründen aufgegeben. Die Beschaffung eines Aufklärungssystems für mittlere Höhen (Medium Altitude Long Endurance – MALE) als Ergänzung zu den bemannten Flugzeugen (Tornado Recce) sowie als Nachfolger der geleasten Aufklärungsdrohne Heron 1 ist weiterhin geplant.

Eine schnelle Entscheidung, weitestgehend unbeachtet von der medialen Wahrnehmung, erfolgte zur Einführung von Luftfahrzeugen Airbus A340-300 (übergeben am 30. März 2011 und Anfang Oktober 2011), Airbus A319 CJ (übergeben im März 2010 und am 17. Juni 2010) und Bombardier Global 5000 (übergeben zwischen dem 22. September 2010 und dem 9. Januar 2012) bei der Flugbereitschaft des Bundesministeriums der Verteidigung als deutliche Modernisierung im parlamentarischen Lufttransport.

Auf die zunächst geplante Einführung des Flugabwehrraketensystems MEADS wird mit Entscheidung vom Oktober 2011 vorerst verzichtet. Ob es einen Nachfolger für das derzeit genutzte Patriot System geben wird, wurde 2015 entschieden, mit der Folge, dass diese mit einer Stückzahl von 11 beschafft werden.

Fliegerhorste

Insgesamt stehen der Luftwaffe derzeit zehn aktive Fliegerhorste sowie drei militärisch mitbenutzte zivile Flughäfen zur Verfügung.

Kennzeichnungen

Hoheitszeichen: Als Hoheitszeichen auf Luftfahrzeugen und Gefechtsfahrzeugen der Bundeswehr wurde 1956 vom damaligen Bundespräsidenten Theodor Heuss das Eiserne Kreuz festgelegt. Auf Luftfahrzeugen befindet sich zusätzlich die aufgemalte deutsche Flagge.

Flugzeugkennungen: Die Kennungen deutscher militärischer Luftfahrzeuge bestanden zunächst aus zwei Buchstaben, aus deren Kombination sich auf die Teilstreitkraft, den Einsatzbereich und das Geschwader schließen ließ, und drei Ziffern, die sich in der Regel aus der Staffelzugehörigkeit und der laufenden Nummer ergaben. Ab 1968 wurde das System dahingehend geändert, dass lediglich ein Rückschluss auf Typ und Seriennummer des Luftfahrzeugs möglich ist. Dazu werden für die Flugzeugkennungen zwei jeweils zweistellige Ziffernblöcke, die durch das Eiserne Kreuz getrennt werden, verwendet. Bei Angabe der Kennungen wird dabei das Kreuz als „+“ mitgeschrieben.

Einsätze

Kräftekategorisierung

Die Luftwaffe ist an allen Auslandseinsätzen der Bundeswehr beteiligt. Die Hauptlast tragen die Lufttransportverbände und die Flugbereitschaft BMVg mit der Verlegung von Personal und Material der Bundeswehr und befreundeter Staaten und der Bereitstellung der Fähigkeit zur Evakuierung von Verwundeten. Auch die Objektschutztruppe ist in nahezu allen Einsatzgebieten vertreten.

Darüber hinaus wurden und werden Kräfte der Luftwaffe im Rahmen ihrer jeweiligen Fähigkeiten eingesetzt:

Luftverteidigung

Die Sicherstellung der Lufthoheit über Deutschland ist eine Dauereinsatzaufgabe der Luftwaffe. Die Einsatzführungsverbände überwachen in Zusammenarbeit mit den angrenzenden Staaten und den zivilen Kontrollstellen den Luftraum. Unregelmäßigkeiten oder ungewöhnliches Verhalten eines Flugzeugs melden sie an ihren vorgesetzten Gefechtsstand, der dann entscheidet, wie weiter zu verfahren ist. Für eine nähere Überprüfung sind rund um die Uhr an sieben Tagen in der Woche im Norden (Wittmund) und im Süden (Neuburg an der Donau) jeweils zwei Jagdflugzeuge in hoher Alarmbereitschaft (QRA (I) – Quick Reaction Alert (Interceptor)). Diese Jäger können auch bei Luftnotlagen zur Unterstützung eingesetzt werden.

Im Rahmen der Überwachung des NATO-Luftraums wurden deutsche Jagdverbände und Soldaten des Einsatzführungsdienstes 2005, 2008, 2009, 2011 und 2012 zur Durchführung des Air Policing über dem Baltikum (Estland, Lettland und Litauen) in Litauen stationiert.

Lufttransport

Seit 1960 waren die Lufttransportverbände der Luftwaffe mit ihren Transportflugzeugen und Hubschraubern in jedem Jahrzehnt mehrfach im Rahmen von humanitärer Hilfe oder zur Katastrophenhilfe nahezu weltweit im Einsatz (zum Beispiel 1960 Marokko (Erdbeben), 1962 Iran, 1965 und 1969 Algerien, 1969 Tunesien (Hochwasser), 1973 Sahelzone, 1984 Äthiopien, 1988 Armenien, 1990 Russland, 1991 Irak (UNSCOM), 1992 Somalia (UNOSOM), 1992–1996 Bosnien-Herzegowina (UNPROFOR/IFOR/SFOR), 1994 Ruanda (UNAMIR), 1998 Sudan, 1999 Australien/Osttimor (INTERFET), 2000 Mosambik (Hochwasserkatastrophe), 2003 Kongo (Operation Artemis)).

Auch zur Amtshilfe und zur direkten Unterstützung deutscher Staatsbürger werden Kräfte des Lufttransports zum Einsatz gebracht. Hier können die Hubschrauber wertvolle Beiträge leisten (wie 1962 bei der Sturmflut in Norddeutschland, 1978/1979 dem Schneechaos in Norddeutschland, 1995/1997/2002/2006 bei der Hochwasserhilfe). Doch auch Flächenflugzeuge kommen zum Einsatz. Die C-160 Transall flogen mit Rüstsätzen (in der Folge der Waldbrände von 1975/1976 entwickelt) als Löschflugzeuge zur Bekämpfung von Wald- und Flächenbränden:

1980 Frankreich

1983 auf Sardinien/Italien

1983 (bei Ehra-Lessien, Niedersachsen) und

1988 (bei Voigtei, Niedersachsen)

Die Flugbereitschaft BMVg unterstützte Evakuierungsoperationen (zum Beispiel 1998 in Eritrea) und holte unter anderem Opfer der Tsunami-Katastrophe 2004 in die Heimat.

Aufklärung

Im Rahmen von Amtshilfe unterstützte das Aufklärungsgeschwader 51 Behörden zum Beispiel bei der Suche nach vermissten Personen, Massengräbern aus dem Zweiten Weltkrieg oder als Unterstützung bei Katastrophen (wie 2002 nach der Flugzeugkollision von Überlingen und 1995 und 2006 bei den Hochwasserkatastrophen). In die Kritik geriet die Luftwaffe durch umstrittene Einsätze im Rahmen der Amtshilfe beim G8-Gipfel in Heiligendamm 2007.

Tornado-Aufklärungsflugzeuge der Luftwaffe wurden von 1995 bis 2001 in Piacenza (Italien) stationiert, um 1995 zunächst UNPROFOR (1995), IFOR (1995/1996) und SFOR (1996–1999) und im Kosovo-Krieg die Operation Allied Force (1999) und KFOR (1999–2001) zu unterstützen. Am 9. März 2007 wurde vom Deutschen Bundestag die Entsendung von sechs Aufklärungs-Tornados im Rahmen der ISAF-Mission nach Mazar-e-Sharif in Afghanistan beschlossen. Der Einsatz wurde am 30. November 2010 mit der Landung der Maschinen auf dem Heimatflugplatz beendet. Seit 2010 werden durch die Luftwaffe drei unbemannte Aufklärungssysteme vom Typ Heron 1 zur Unterstützung der Landstreitkräfte von Mazar-e-Sharif aus betrieben.

Kampfeinsätze

1991 erfolgte während des Golfkriegs im Rahmen der NATO-Operation Ace Guard die Verlegung von achtzehn Alpha-Jet-Jagdbombern des Jagdbombergeschwaders 43 als Teil der Allied Command Europe Mobile Forces (AMF) nach Erhac (Türkei) zur Sicherung der NATO-Südflanke gegen mögliche Angriffe des Irak. Zusätzlich wurden HAWK-Systeme des Flugabwehrraketengeschwaders 36 und Roland-Systeme der Flugabwehrraketengruppe 42 nach Dyarbakir und Erhac zur Verstärkung der Luftverteidigung in dieses Gebiet verlegt. Dies führte zu heftigen Diskussionen über die Zulässigkeit derartiger Auslandseinsätze und schließlich zu einer Klärung durch das Bundesverfassungsgericht am 12. Juli 1994.

ECR-Tornados des Jagdbombergeschwader 32 wurden mit der Unterdrückung der jugoslawischen Luftverteidigung in der Operation Deliberate Force 1995 zur Unterstützung von UNPROFOR und der Operation Allied Force 1999 während des Krieges gegen das ehemalige Jugoslawien beauftragt.

In Ausnahmefällen beteiligen sich sogenannte Austauschoffiziere der Luftwaffe an Einsätzen der Nationen, in denen sie verwendet werden. So wurde zum Beispiel ein deutscher Waffensystemoffizier einer Tornado-Staffel der Royal Air Force von Oktober 2009 bis Januar 2010 in Afghanistan eingesetzt.

 

 

Ein Hubschrauber ist ein senkrecht startendes und landendes Luftfahrzeug, das Motor­kraft auf einen oder mehrere Rotoren für Auftrieb und Vortrieb überträgt. Diese arbeiten als sich drehende Tragflächen oder Flügel, weshalb Hubschrauber zu den Drehflüglern zählen.

Nicht zu den Hubschraubern gezählt werden dagegen Mischformen aus Flugzeug und Drehflügler, beispielsweise Hybride aus Dreh- und Starrflüglern oder nicht senkrecht startende Luftfahrzeuge wie Tragschrauber oder Kipprotor­flugzeuge.

Das verbreitete Synonym Helikopter, kurz auch Heli, setzt sich zusammen aus altgriechisch ἕλιξ hélix „Windung, Spirale“ und πτερόν pterón „Flügel“ (Drehflügler).

Funktion

Die rotierenden Rotorblätter erzeugen durch die anströmende Luft einen dynamischen Auftrieb. Wie bei den starren Tragflächen eines Flugzeugs ist dieser unter anderem abhängig von ihrem Profil, dem Anstellwinkel und der Anströmgeschwindigkeit der Luft. Beim schwebenden Hubschrauber ist die Anströmgeschwindigkeit gleich der Umlaufgeschwindigkeit. Wenn ein Hubschrauber sich vorwärts bewegt, ändert sich die Anströmgeschwindigkeit, da sich Umlauf- und Fluggeschwindigkeit des nach vorne bewegten Blattes addieren. Beim zurücklaufenden Blatt subtrahieren sie sich, siehe auch die Skizze weiter unten.

Durch die Aerodynamik der Rotorblätter entstehen beim Flug asymmetrische Kräfte auf die jeweils nach vorne und nach hinten bewegten Blätter, die bei älteren Modellen durch Schlag- und Schwenkgelenke an der Befestigung, dem Rotorkopf, aufgefangen werden mussten. Neuere Konstruktionen kommen ohne diese Gelenke aus. Rotorkopf und -blätter bestehen bei diesen neueren Modellen aus einem Verbund von Materialien unterschiedlicher Elastizität (Elastomere sowie hochfeste und leichte Metalle wie Titan), welche die in Größe und Richtung sich ständig ändernden dynamischen Kräfte bewältigen können, ohne dass die Bauteile hierdurch Schaden nehmen. Ein solcher gelenkloser Rotorkopf wurde erstmals bei der Bo 105 durch Blätter aus glasfaserverstärktem Kunststoff und einem massiven Rotorkopf aus Titan im Verbund mit Elastomeren realisiert. Beim EC 135 wurde dieser zum lagerlosen Rotorkopf weiterentwickelt, der sich bei den meisten Modellen durchgesetzt hat.

Blattverstellung

Die zyklische (auch rotationsperiodische) Blattverstellung – allgemein auch Blattsteuerung genannt – dient der Steuerung der Horizontalbewegung des Hubschraubers, die eine Neigung der Haupt-Rotorebene erfordert. Zum Einleiten oder Beenden von Vorwärts-, Rückwärts- oder Seitwärtsflug werden die Einstellwinkel der Blätter während des Umlaufs des Rotors (zyklisch) verändert. Das führt zu einer zyklischen Schlagbewegung der Blätter, sodass ihre Blattspitzen auf einer Ebene umlaufen, die sich in der beabsichtigten Richtung neigt. Der Auftrieb bleibt auf dem gesamten Umlauf konstant. Dementsprechend steht der Rotorschub, der den Hubschrauber trägt und vorwärtsbringt, im rechten Winkel zur Blattspitzenebene. Die im Schwebeflug rein senkrecht hebende Kraft erhält durch diese Neigung nun einen nach vorne treibenden Schub. Aufgrund des Rumpfwiderstandes neigt sich der gesamte Hubschrauber und damit auch seine Rotorwelle ebenfalls in Flugrichtung.

Wenn der Schwerpunkt des Hubschraubers (bei geeigneter Beladung) in Verlängerung der Rotorwelle liegt, geht der Schub bei jeder gleichbleibenden Fahrt durch den Schwerpunkt. Die Blattspitzenebene ist dann im rechten Winkel zur Rotorwelle, und Schlagbewegungen finden dann nicht statt. Sie gibt es nur bei anderen Schwerpunktlagen oder wenn die Fluggeschwindigkeit geändert werden soll.

Mit der kollektiven Blattverstellung oder Pitch verändert der Pilot den Anstellwinkel aller Rotorblätter gleichmäßig, was zum Steigen oder Sinken des Hubschraubers führt. Einfache Konstruktionen, etwa bei verschiedenen Elektroantrieben in Modellhubschraubern, ersetzen diese Steuerung durch eine Drehzahländerung. Nachteilig ist dabei die längere Reaktionszeit durch die Massen-Trägheit des Hauptrotors.

Die Rotorblätter werden meist mit einer Taumelscheibe angesteuert. Deren unterer, feststehender Teil wird vom Piloten mit Hilfe des „kollektiven“ Verstellhebels nach oben oder unten verschoben. Mit dem „zyklischen“ Steuerknüppel kann dieser wiederum in jede Richtung geneigt werden. Der obere (sich mit dem Rotor drehende) Teil der Taumelscheibe überträgt über Stoßstangen und Hebel an den Blattwurzeln den gewünschten Einstellwinkel auf die Rotorblätter.

Rotorvarianten und Giermomentausgleich

Man unterscheidet Einrotorsysteme, Doppelrotoren und vier Rotoren (Quadrocopter). Mit Ausnahme des Blattspitzenantriebs werden die Rotoren dabei stets durch einen Motor im Rumpf angetrieben. Dadurch entsteht an der Rotorachse ein Gegen-Drehmoment (Giermoment), das bei einem einzelnen Rotor eine gegenläufige Drehung des Rumpfes erzeugen würde. Um dieses zu kompensieren, werden verschiedene Konstruktionen benutzt:

Erzeugung eines seitlichen Gegenschubs durch einen Heckrotor, auch gekapselt als Mantelpropeller beim Fenestron, oder durch Schubdüsen beim NO-TAil-Rotor-(NOTAR)-System.

Zwei gegenläufige Hauptrotoren, deren Giermomente sich ausgleichen – durch Anordnung übereinander auf derselben Achse (Koaxialrotor), hintereinander (Tandem-Konfiguration) oder nebeneinander (transversal). Eine weitere Variante sind die ineinandergreifenden Rotoren mit nahe zusammenliegenden, zueinander schräggestellten Drehachsen beim Flettner-Doppelrotor. Beim Sikorsky X2 ermöglicht die Koaxial-Bauweise auch höhere Geschwindigkeiten in Kombination mit einem Schubpropeller, wie er erstmals 1947 beim Fairey Gyrodyne verwendet wurde.

Der Quadrocopter verwendet vier Rotoren in einer Ebene und erlaubt allein durch Verstellung von Pitch oder Drehzahl eine Steuerung um alle drei Achsen. Auf Basis dieser Technologie werden auch Muster mit 6, 8 und 12 Rotoren eingesetzt.

Nur selten (Cierva W.11), in der Planung (Mi-32) oder im Modellbau (Tribelle, Tricopter) traten Dreifach-Rotoren auf, bei denen das Drehmoment durch leichtes Kippen der Rotorhochachsen oder auch durch Schwenkbarkeit eines der Rotoren ausgeglichen wird.

Ebenfalls selten Blattspitzenantrieb, meist durch Rückstoß eines Gasstrahls.

Ein System mit zwei Rotoren ist zwar technisch die effizientere Konstruktion, da alle Rotoren zum Auf- und Vortrieb genutzt werden; während der Heckrotor im Schwebeflug etwa 15 % der Gesamtleistung kostet. In der Praxis hat sich aber weitgehend das Einrotorsystem mit einem Heckrotor durchgesetzt. Ökonomisch schlagen hier die niedrigeren Bau- und Wartungskosten bei nur je einem Rotorkopf und Getriebe ins Gewicht, da diese die beiden aufwendigsten und empfindlichsten Baugruppen eines Hubschraubers sind.

Heckrotoren gibt es in Ausführungen mit zwei bis fünf Blättern. Um den Lärm zu verringern, werden teils vierblättrige Rotoren in X-Form eingesetzt. Eine besonders leise Variante ist der Fenestron, ein ummantelter Propeller im Heckausleger mit bis zu 18 Blättern.

Meist wird der Heckrotor aus dem Hauptgetriebe über Wellen und Umlenkgetriebe angetrieben, sodass seine Drehzahl stets proportional zu der des Hauptrotors ist. Der Schub zur Steuerung um die Gierachse wird dann vom Piloten mit den Pedalen über den Einstellwinkel der Heckrotorblätter geregelt, analog der kollektiven Verstellung des Hauptrotors.

Während des Reiseflugs wird bei vielen Konstruktionen der Heckrotor dadurch entlastet, dass ein Seitenleitwerk das Giermoment weitgehend kompensiert. Dies wird meist durch Endscheiben an der horizontalen Dämpfungsfläche realisiert, die zur Rumpflängsachse schräg gestellt sind; bei einer einzelnen Seitenflosse in der Regel zusätzlich durch ein asymmetrisches Profil.

Notsteuerung und Autorotation

Sollte der Antrieb ausfallen, können Hubschrauber trotzdem noch landen. Dazu muss der Pilot in einen steilen Sinkflug übergehen, wobei der freilaufende Rotor durch die nun von unten nach oben anströmende Luft in Drehung gehalten bzw. möglichst beschleunigt wird, um den Drehimpuls zu erhalten oder zu erhöhen. Daraus resultiert eine Autorotation wie beim Tragschrauber. Ein Giermomentausgleich ist dabei nicht notwendig, da nur das Moment aus der Lagerreibung (im Hauptrotorkopf, Getriebe und Antrieb) auszugleichen wäre, das aber bis zur Landung nicht zu einem kritischen Anstieg der Gierrate führt. Eine solche Landung ist daher auch beim Ausfall des Heckrotors möglich, zum Beispiel bei Bruch der Antriebswelle für den Heckrotor, des Winkelgetriebes zum Heckrotor oder gar des ganzen Heckauslegers.

Kurz vor dem Aufsetzen wird nun der kollektive Einstellwinkel (Anstellwinkel) vergrößert und damit der Auftrieb erhöht, damit ein Aufsetzen ohne Schäden für Technik und Besatzung möglich wird. Der Verlust der Steuerung um die Hochachse und die Notwendigkeit, den richtigen Moment genau zu treffen, da der Drehimpuls des Rotors nur für einen Versuch ausreicht, macht dieses Manöver jedoch stets riskant. Weiterhin bedarf es einer Mindesthöhe über Grund, da beim Ausfall des Hauptantriebes ein Durchsacken unvermeidlich ist und auch Zeit benötigt wird, um in die neue Fluglage überzuleiten.

Steuerung

Ein Hubschrauber ist ein nicht eigenstabiles Luftfahrzeug – er hat vor allem im Schwebeflug und langsamen Flug stets die Tendenz, seine Fluglage zu verlassen und in die eine oder andere Richtung zu schieben, sich zu neigen oder zu drehen. Dies ist u. a. darin begründet, dass der Neutralpunkt über dem Rumpf und damit über dem Schwerpunkt liegt. Der Pilot muss diese Bewegungen durch kontinuierliche, entgegenwirkende Steuereingaben abfangen. Bei einer Fluggeschwindigkeit oberhalb von ca. 100 km/h verhält sich ein Hubschrauber ähnlich wie ein Tragflächenflugzeug und ist entsprechend einfach zu steuern. Besondere Gefahren beinhaltet die Landung, da bei einem Motorausfall in zu geringer Höhe nicht genug Reserven vorhanden sind, in Autorotation überzugehen. Bei der Bodenberührung kann die sogenannte Bodenresonanz auftreten, die sehr schnell zur Zerstörung des Hubschraubers führen kann.

Anders als im Starrflügel-Flugzeug sitzt der Pilot eines Hubschraubers in der Regel auf der rechten Seite. Zur Steuerung benötigt er beide Hände und Füße:

Mit der linken Hand kontrolliert er über einen Hebel die kollektive Blattverstellung (engl. Pitch). Im nebenstehenden Foto des Eurocopter-Cockpits ist dieser Hebel rechts von der Mittelkonsole bzw. links neben dem Pilotensitz zu sehen. Dabei wird die Taumelscheibe gerade über die Rotorachse nach oben bzw. unten geschoben und so der Anstellwinkel aller Rotorblätter des Hauptrotors in gleichem Maße geändert und damit der Auftrieb des Rotors erhöht oder vermindert. Dadurch steigt bzw. sinkt der Hubschrauber. Um bei Vergrößerung des Anstellwinkels der Hauptrotorblätter den Abfall der Rotordrehzahl durch die daraus resultierende Erhöhung des Luftwiderstandes zu verhindern, wird über diesen Hebel auch die Motor- bzw. Turbinenleistung erhöht. Das erfolgt entweder manuell mit einem Drehgriff am Hebel oder automatisch. Durch die Änderung der Motor- bzw. Turbinenleistung wird auch das erzeugte Drehmoment geändert, was ein Gegensteuern über den Heckrotor erforderlich macht.

Mit der rechten Hand kontrolliert der Pilot über den Steuerknüppel (im nebenstehenden Foto der S-förmig gebogene Knüppel mittig vor dem Pilotensitz) die zyklische Blattverstellung. Dadurch wird die Taumelscheibe geneigt und die Rotorebene entsprechend geändert und so die Bewegung des Hubschraubers um die Längs- (Rollen nach links oder rechts) und Querachse (Nicken nach vorne oder hinten) eingeleitet. Die mit dem Steuerknüppel über die Taumelscheibe an den Rotorkopf gegebenen Steuerbefehle ermöglichen auch Kombinationen von Nick- und Rollbewegungen.

Am Cockpitboden befinden sich zwei Pedale (im nebenstehenden Foto nur links unten neben dem Instrumentenbrett auf der Copilotenseite zu sehen), mit denen der Anstellwinkel des Heckrotors und damit die Bewegung des Hubschraubers um die Gierachse (Hochachse), also die Drehung nach rechts bzw. links, gesteuert wird.

Flugleistungen

Die Höchstgeschwindigkeit liegt meist zwischen 200 und 300 km/h, einige Kampfhubschrauber erreichen über 360 km/h. Der Geschwindigkeitsrekord liegt bei 472 km/h und wurde am 7. Juni 2013 mit einem Eurocopter X3 erzielt.

Die Höchstgeschwindigkeit wird dabei durch die Aerodynamik der Rotorblätter begrenzt: Das jeweils nach vorne laufende Blatt hat gegenüber der von vorn anströmenden Luft eine höhere Geschwindigkeit als das nach hinten laufende. Nähert sich nun das vorlaufende Blatt im Außenbereich der Schallgeschwindigkeit, kommt es dort zu Effekten wie Abfall des Auftriebs, starke Erhöhung des Widerstands und große Blattbeanspruchung durch Torsionsmomente. Dies äußert sich zum Beispiel in starken Schwingungen und erschwert so dem Piloten die Kontrolle über den Hubschrauber.

Für einen typischen Rotordurchmesser von 10 m bedeutet dies, dass der Rotor nicht mehr als ca. 10,9 Umdrehungen pro Sekunde bzw. 655 Umdrehungen pro Minute ausführen kann, ohne dass in den Außenbereichen der Rotorblätter die Schallgeschwindigkeit (343 m/s) überschritten wird. Typische Drehzahlen des Rotors im Betrieb liegen daher deutlich unter diesem Wert.

Häufig wird die Geschwindigkeit eines Hubschraubers jedoch durch das rücklaufende Rotorblatt begrenzt: Hier führt die Kombination aus hohem Anstellwinkel (zyklische Verstellung, s. o.) und geringer Strömungsgeschwindigkeit zum Strömungsabriss und damit zum Auftriebsverlust. Viele Hubschrauber kippen daher beim Erreichen der kritischen Geschwindigkeit zuerst auf die Seite, auf der sich die Rotorblätter nach hinten bewegen, bevor die nach vorne bewegten Blätter in den Überschallbereich gelangen.

Auch die Gipfelhöhe ist begrenzt und liegt typisch etwa bei 5000 Metern, wobei einzelne Modelle bis zu 9000 Meter erreichen. Der FAI-Höhenrekord von 12.442 m wurde im Juni 1972 von Jean Boulet mit einer Aérospatiale SA-315 aufgestellt. Erst im März 2002 wurde dieser durch einen Flug von Fred North mit einem Eurocopter AS 350 überboten (12.954 m), der allerdings bisher (2012) von der FAI nicht als offizieller Rekord anerkannt wurde.

Der Kraftstoffverbrauch eines Hubschraubers liegt bei gleicher Zuladung auf die Flugstrecke bezogen meist deutlich über dem eines Tragflächen-Flugzeugs.

Der Vorteil eines Hubschraubers aber liegt in der Fähigkeit, in der Luft stehen zu bleiben (Schwebeflug, auch Hover genannt), rückwärts oder seitwärts zu fliegen sowie sich im langsamen Flug um die Hochachse (Gierachse) zu drehen. Weiterhin kann er senkrecht starten und landen (VTOL) und benötigt daher keine Start- und Landebahn. Steht kein regulärer Hubschrauberlandeplatz zur Verfügung, reicht dazu bereits ein ebener und hindernisfreier Platz von ausreichendem Durchmesser.

Entwicklungsgeschichte

Eine Auswahl von Meilensteinen bei der Entwicklung des Hubschraubers. Die entsprechenden Bilder sind am Ende dieses Abschnittes in chronologischer Folge zusammengefasst.

Schon Leonardo da Vinci hatte um 1487–1490 in seinen sogenannten „Pariser Manuskripten“ Skizzen eines Hubschraubers angefertigt, aber erst im 20. Jahrhundert gelang die technische Umsetzung dieser Idee. Pioniere der Hubschrauberentwicklung waren u. a. Jakob Degen, Étienne Oehmichen, Raúl Pateras Pescara, Juan de la Cierva, Engelbert Zaschka, Louis Charles Breguet, Alberto Santos Dumont, Henrich Focke und Igor Sikorski:

Am 13. November 1907 hob Paul Cornu mit seinem 260 kg schweren fliegenden Fahrrad für zwanzig Sekunden senkrecht vom Boden ab – der vermutlich erste freie bemannte Vertikalflug. Er benutzte Tandemrotoren, die von einem 24 PS starken V8-Motor angetrieben wurden.

Ab 1910 löste Boris Nikolajewitsch Jurjew einige theoretisch-konstruktive Grundprobleme der Stabilität und des Antriebs und entwickelte die Taumelscheibe.

1913 konstruierte der Dresdner Ingenieur Otto Baumgärtel einen Senkrechtstarter, der durch Verlagerung des Schwerpunktes ohne besonderen Propeller Vorwärtsbewegungen vollführen konnte.

Am 11. November 1922 brachte Étienne Oehmichen erstmals sein Oehmichen No. 2 in die Luft, den wohl ersten zuverlässig fliegenden manntragenden Senkrechtstarter. Auf ihn geht der Heckrotor zur Stabilisierung des ganzen Fluggeräts zurück.

Bei der Entwicklung seines Autogiro gelangen Juan de la Cierva (Spanien) 1923 wesentliche Lösungen zur Stabilisierung des Rotors eines Drehflüglers, so z. B. die Schlaggelenke.

Am 18. April 1924 schlug der von Raúl Pateras Pescara entwickelte Pescara No. 3 den vier Tage vorher von Oehmichen aufgestellten Weltrekord für Rotorflugzeuge um das Doppelte und setzte dabei erstmals zyklische Blattverstellung ein, um den Hauptrotor zum Vortrieb zu nutzen.

In den frühen 1930er Jahren bauten Louis Charles Breguet und René Dorand mit dem Gyroplane-Laboratoire den ersten längere Zeit stabil fliegenden Hubschrauber. Er hatte Koaxialrotoren und hielt ab Juni 1935 alle internationalen Rekorde für Hubschrauber.

Die Focke-Wulf Fw 61, die zwei seitlich angeordnete Rotoren benutzte, konnte beim Jungfernflug im Juni 1936 eine Reihe von bisherigen Weltrekorden bei Hubschraubern brechen. Sie war zudem der erste Hubschrauber, mit dem eine Autorotationslandung gelang.

1941 war die deutsche Focke-Achgelis Fa 223 der erste in Serie gebaute Hubschrauber, ebenfalls mit zwei seitlich angeordneten Rotoren. Es folgten 1943 die Flettner Fl 282, ebenfalls mit Doppelrotor, und 1944 die Sikorsky R-4 „Hoverfly“ in den USA, die wie ihr Vorgänger Sikorsky VS-300 einen Einzelrotor zusammen mit einem Heckrotor verwendete.

Am 8. März 1946 erhielt die Bell 47 der Bell Aircraft Corporation, ein leichter zwei- oder dreisitziger Hubschrauber, als erster ziviler Hubschrauber die Flugzulassung in den USA. Seine Varianten waren bis in die 1980er Jahre und darüber hinaus weltweit anzutreffen.

1955 rüstete die französische Firma Sud Aviation ihren Hubschrauber Alouette II mit einer 250-kW-Turboméca-Artouste-Wellenturbine aus und baute damit den ersten Hubschrauber mit Gasturbinenantrieb, der heute von fast allen kommerziellen Herstellern verwendet wird. Lediglich Robinson (Robinson R22 und Robinson R44) und Brantly (Brantly B-2 bzw. Brantly 305) stellen noch Hubschrauber mit Kolbenmotoren her.

Die mit bis heute 16.000 Exemplaren meistgebaute Hubschrauberfamilie, die Bell 204 – militärisch Bell UH-1 genannt – startete am 22. Oktober 1956 zu ihrem Jungfernflug.

Die deutsche Bölkow Bo 105 wurde 1967 als erster Hubschrauber mit einem gelenklosen Rotorkopf zusammen mit GFK-Rotorblättern, die erstmals bei der Kamow Ka-26 zum Einsatz gekommen waren, ausgerüstet. Der Eurocopter EC 135 als aktueller Nachfolger benutzt eine weiterentwickelte Form, den sogenannten gelenk- und lagerlosen Rotorkopf. Dort wurden auch die Lager für die Blattwinkelverstellung durch ein aus glasfaserverstärktem Kunststoff bestehendes Drillsteuerelement mit Steuertüte ersetzt.

1968 startete mit der sowjetischen Mil Mi-12 der größte jemals gebaute Hubschrauber. Er verfügt über nebeneinander angeordnete Rotoren, ein maximales Startgewicht von 105 t bei einer maximalen Nutzlast von 40 t und 196 Passagierplätze. Nach drei Prototypen, die eine Reihe von Rekorden erzielten, wurde die Produktion eingestellt.

1977 fand der Jungfernflug des größten in Serie gebauten Helikopters statt, der Mil Mi-26, die bis heute produziert und eingesetzt wird.

Ab 1983 entstand mit der RAH-66 Comanche ein Kampfhubschrauber mit Tarnkappentechnik, dessen Fertigung jedoch kurz vor Erreichen der Einsatzreife 2004 gestoppt wurde.

1984 flog erstmals die Sikorsky X-wing, deren Rotor beim Vorwärtsflug angehalten und festgestellt wird und dann als zusätzliche Tragfläche dient. Wie bei anderen VTOL-Konzepten sollen damit gegenüber reinen Drehflüglern bessere Flugleistungen erreicht werden. Es blieb bei einem Prototyp.

Im August 2008 bewies der Sikorsky X2 im Erstflug die Tauglichkeit des mit neuesten Verfahren optimierten Koaxial-Rotors in Kombination mit einem Schubpropeller - dem Prinzip der früheren Tragschrauber. Zwei Jahre später erreichte er mit 250 Knoten True Airspeed (463 km/h) das Entwicklungsziel und überbot damit den bisherigen Geschwindigkeitsrekord um 15 %. Auch andere Hersteller erprobten ähnliche neue Hochgeschwindigkeits-Muster, so Eurocopter den X³ und Kamov den Ka-92.

Unfälle

Verglichen mit Tragflächenflugzeugen weisen Hubschrauber eine deutlich höhere Unfallhäufigkeit auf: Zwischen 1980 und 1998 verzeichnete die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) bei Hubschraubern statistisch pro einer Million Abflüge 54 Unfälle mit sechs Toten, bei Tragflächenflugzeugen lediglich zehn Unfälle mit 1,6 Toten. Die Unfallursachen liegen dabei anteilig mit über 80 % im menschlichen Versagen.

Aus Sicht der Technik sind Hubschrauber nicht unsicherer als Tragflächenflugzeuge und werden unter den gleichen Zuverlässigkeitsforderungen ausgelegt und zugelassen. Die höhere Unfallgefahr kann mehr durch die Einsatzbedingungen erklärt werden: Rettungsdienste und Militär können einen Einsatzort nicht vorher bestimmen, Hindernisse wie Antennen oder Stromleitungen sind dem Piloten dann teilweise unbekannt. Einsätze im Hochgebirge, wie Lastentransport und Bergrettung, können wiederum durch die geringere Luftdichte und Abwinde den Antrieb an die Leistungsgrenze bringen. Bei dessen Ausfall sind zudem die Bedingungen für eine Autorotations-Landung häufig schlecht.

Optionale Seilschneider oberhalb und unterhalb der Heli-Kabine können in bestimmten Situation Seile abscheren, um Kollisionen zu retten. Seile von Stromleitungen, Mastabspannungen und Seilbahnen sind nur teilweise markiert und auf 50.000er-Detailkarten verzeichnet und stellen eine besondere Gefahr bei niedrigen Flügen dar.

Verwendung

Der Betrieb eines modernen Hubschraubers ist im Vergleich zu einem Flächenflugzeug mit vergleichbarer Zuladung deutlich teurer. Dennoch ergeben sich aufgrund seiner Fähigkeit, auf unvorbereitetem Gelände starten und landen zu können, eine Reihe von zusätzlichen Einsatzgebieten, unterscheidbar in zivile und militärische.

Zivile Verwendung

Die häufigste Verwendung in Mitteleuropa ist, gemessen am Flugstundenaufkommen, mit Abstand der Arbeitsflug. Dazu zählen die Überwachung von Strom-, Gas- und Öltransportleitungen, Flüge in der Land- und Forstwirtschaft, Außenlastflüge, Vermessungsflüge, Bildflüge, Waldbrandbekämpfung etc. Das Spannen einer Vorausleine für das Seilziehen einer Seilbahn, Freileitung oder Seilbrücke kann auch mit einem Modellhubschrauber erfolgen. Zum Trimmen von Baumbewuchs an Freileitungstrassen wird ein verdrehfest vom Helikopter hängendes Schwert mit acht großen Kreissägeblättern verwendet. Ein Militärhubschrauber wurde eingesetzt, um per Downwash außerordentlich starken Schneebelag, der Äste zum Brechen bringen könnte, von Bäumen entlang einer gesperrten Bahntrasse zu blasen.

Ein weiteres wichtiges Einsatzfeld ist die Luftrettung mit dem Rettungshubschrauber, wofür es allein in Deutschland über 50 Stützpunkte gibt. Weitere Spezialisierungen stellen Intensivtransporthubschrauber, Großraum-Rettungshubschrauber, Notarzteinsatzhubschrauber und Bergrettungsdienst dar. Auch bei der Polizei und bei der Feuerwehr sind Hubschrauber zu einem wichtigen unterstützenden Faktor geworden.

Für den zivilen Passagiertransport werden Transporthubschrauber eingesetzt, etwa bei Bohrinseln, wo sie ein wichtiges Element der Logistik darstellen. Eine weitere Anwendung ist der Frachttransport, wenn Güter schnell direkt an einen bestimmten Ort zu bringen sind. Im Hochgebirge ist der Transport von Baumaterial und Bauteilen mangels geeigneter Landwege oft wichtig für die Errichtung und Versorgung von alpinen Einrichtungen. Gleiches gilt für Montagearbeiten an unzugänglichen Stellen; mitunter werden Hubschrauber dort auch als Baukran eingesetzt. Alpine Schutzhütten, die nicht mit Fahrzeugen erreichbar sind und bis in die siebziger Jahre mit Tragtieren oder bei schwierigeren Zugangswegen mit Trägern versorgt wurden, erhalten heute den Lebensmittelnachschub und die Entsorgung überwiegend mit dem Hubschrauber. In nichtmechanisierbaren steilen Weinbergen werden Pflanzenschutzmittel zum Teil von Hubschraubern versprüht. Im Touristikbereich werden Rundflüge und Heliskiing angeboten. Eine extreme Verwendung von Hubschraubern ist der Kunstflug, bei dem die hohe Belastbarkeit moderner Hubschrauberkonzepte, vor allem der Rotoren und deren Steuerung, demonstriert wird.

In Deutschland sind derzeit (Stand 2011) 773 Drehflügler bzw. Hubschrauber zugelassen. Sie haben alle die Kennzeichenklasse H, tragen also ein Luftfahrzeugkennzeichen der Form D-HXXX.

Militärische Verwendung

Neben dem überwiegenden Einsatz als Transporthubschrauber zum Truppentransport findet man als weitere typische militärische Anwendungen

den Kampf gegen Bodenziele

die Panzerabwehr durch spezialisierte Kampfhubschrauber wie den Eurocopter Tiger, den Hughes AH-64 oder den Mil Mi-24,

die Artilleriebeobachtung,

Combat Search and Rescue (CSAR, deutsch 'Suchen/Retten im Gefecht'),

die Luftabwehr (Bordkanone, Luft-Luft-Rakete) und

Einsätze bei der Marine zur U-Jagd, Seeaufklärung und Seenotrettung (SAR – Search and Rescue).

Technik-Artikel

Weitere Details zu Bauweise und Technik von Hubschraubern finden sich in diesen Artikeln:

Varianten der Bauweise zum Drehmomentausgleich

Heckrotor-Konfiguration – Hubschrauber mit seitlichen Rotoren – Tandem-Konfiguration – Koaxialrotor – Flettner-Doppelrotor – Blattspitzenantrieb

Verwandte Flugzeug-Bauweisen

Tragschrauber – Flugschrauber – Wandelflugzeug – Senkrechtstarter – VTOL

Rotor

Hauptrotor - Rotorkopf – Taumelscheibe – Schlaggelenk – Schwenkgelenk

Schwebeflug

Landevorrichtung

Hubschraubertriebwerk

Wichtige Hersteller

Europa:

Airbus Helicopters: Tochter des europäischen Luft- und Raumfahrtkonzerns EADS, in der u. a. die deutschen Vereinigte Flugtechnische Werke (VFW) und Messerschmitt-Bölkow-Blohm (MBB) sowie Aérospatiale und Sud Aviation aus Frankreich aufgegangen sind. Airbus Helicopters beschäftigt rund 14.000 Mitarbeiter, im Jahr 2006 wurden 615 Hubschrauber neu bestellt, der Marktanteil weltweit beträgt etwa 30 Prozent. Aktuell sind etwa 9800 Hubschrauber in 140 Ländern in Betrieb.

Italien/Vereinigtes Königreich: AgustaWestland (früher Agusta in Turin, Westland Aircraft in Yeovil)

Polen: Państwowe Zakłady Lotnicze (PZL)

Russland: Mil, Kamow

Südamerika:

Brasilien: Helibras (Teil der Eurocopter-Gruppe)

Asien:

Indien: Hindustan Aeronautics Limited (HAL)

Afrika:

Südafrika: Denel

Nordamerika:

USA: Bell Helicopter, Robinson Helicopter, Enstrom, Schweizer Aircraft Corporation, Kaman, MD Helicopters (heute Teil von Boeing Helicopters), Sikorsky, Boeing Helicopters, Vertol (heute Teil von Boeing Helicopters).

 

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